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Eiertanz…

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…bei 180°!
Anlässlich dazu sei mir erlaubt, ein Titelbild aus 180° Anfangszeiten auszugraben, es passt einfach zu schön!
Das damalige Gericht wiederhole ich allerdings nicht, auch wenn es immer noch eines meiner Lieblingsalltagsessen ist. Aber nachdem der Praktikant soviel Eier in der Hose hatte, dreieckige zu servieren (*höhö, den konnte ich nicht liegen lassen), muss mein Beitrag dann doch einen echt schlanken Fuss machen.

Greif ich zu einer der letzten Kochbuchneuerwerbungen und zwar Cuisine Int., zehn Jahre kulinarische Überflieger im Hangar 7 und orientiere mich an einem Rezept von Cornelia Poletto, Agnolotti alla Carbonara. Bei mir sind es eher Ravioli und anstelle von Kaviar wie im Originalrezept, könnte ich mir dazu ein paar Trüffelscheibchen sehr gut vorstellen. Heute gibt es sie nur mit etwas knusprig gebratenem Speck…

Ravioli alla Carbonara im Specksud 



Ravioli alla Carbonara im Specksud – 2 Portionen

Nudelteig

Füllung
4 Eigelb
1 Blatt Gelatine
25 g frisch geriebener Parmesan
2 EL geschlagene Sahne
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Gelatine einweichen, Eigelb über dem Wasserbad schaumig aufschlagen. Über Eiswasser kalt schlagen , Parmesan und Sahne untermischen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.

Nudelteig dünn ausrollen und mit der Eigelbmasse füllen.

Vor dem Anrichten 4 min. in siedendem Salzwasser ziehen lassen.



Specksud
3 Scheiben Südtiroler Speck, fein gewürfelt
1 fein gewürfelte Schalotte
½ fein gewürfelte Knoblauchzehe
1 EL Butter
40 cl Weißwein
200 ml Geflügelfond
30g eiskalte Butter
1 EL Schnittlauchröllchen

Speck, Schalotte und Knoblauch in der Butter anschwitzen, mit Weißwein ablöschen und dem Fond aufgießen. 10 min. leicht reduzieren und durch ein Sieb passieren. Vor dem Servieren mit der eiskalten Butter montieren, mit Salz und Pfeffer abschmecken und die Schnittlauchröllchen untermischen.

Anrichten
2 hauchdünne Scheiben Speck knusprig braten und auf Küchenkrepp abtropfen lassen

Die gegarten Ravioli kurz im Specksud schwenken und mit frisch geriebenen Parmesanspänen und dem gebratenen Speckscheiben anrichten.
 

Und damit reiche in den Eierlöffel weiter an die susa….

Noch mehr Eier ...

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.. und ich muss meinen Kohles ... Kolle ... Cholesterinspiegel kontrollieren lassen.

Hallo Ihr Lieben

Ich bin es wieder, der Leo, der einzig wahre 180°-Bloglöwe.

Ich muss hier mal wieder einspringen, weil die 180°ler alle verhindert sind, die susa muss Weine verkosten, der Praktikant muss seit Januar Berichtsheft nachschreiben und die Toni und die Suse haben Osterurlaub. Ich soll von allen herzlisch grüßen und frohe Ostern wünschen, auch von der Luzie.

Die susa hat mir einen Zettel da gelassen mit den Weinen, die sie für die Eiergerichte von den anderen ausgesucht hat. Soll ich nur abschreiben. Muss ich aber erstmal kontrollieren. Da ist kein einziger Boddoh dabei, das geht eigentlich gar nicht. Ihr seid meine Zeugen: Unter diesen Umständen mach ich  das nur unter Protest!

Und dann hat sie noch ihr Eierlikörrezept da gelassen. Weil sie ja auch ein Eierrezept einstellen muss. Eierlikör??? Worauf hab ich mich hier nur eingelassen. Ich, ein wilder und gefährlicher Löwe, ich soll über Eierlikör schreiben!!! Eierlikör, das ist was für alte Tanten. Oder für überSchokoladenpudding, sagt die Luzie, und der Eierlikör von der susa, der hätte den besonderen Kick.

Gut, dann los:

susas Eierlikör (3 Flaschen à ca. 500 ml)

500 ml Birnenschnaps
16 Eigelb (Bio-Eier der Größe M)
50 g Vanillezucker, selbstgemacht
350 g Rohrzucker
500 ml Sahne
1 Prise Salz
½ Teelöffel Zitronenschalenabrieb (Bio)

Die Eigelbe mit dem Zucker cremig aufschlagen, dann zuerst die Sahne und danach den Birnenschnaps kräftig unterrühren. Zum Schluss die Gewürze hinzugeben. Wenn alles zu einer homogenen eher flüssigen Masse verbunden ist, diese in eine Metallschüssel geben und im 70 °C heißen Wasserbad weiter schlagen, solange bis die Masse ca. 65 °C warm ist. Das dauert. Und man braucht ein vernünftiges Thermometer. Aber die susa macht es sich leicht, die gibt einfach alle Zutaten in den Thermomix und lässt den ca. 10 Minuten bei 70 °C und Stufe 4 laufen.

Fertigen Eierlikör in Flaschen füllen und kühl stellen.

Und dann hat die Luzie noch gesagt, das geht nicht, dass wir jetzt von 16 Eiern die Eiweiße übrig haben. Da müssen wir auch was mit machen. Und deswegen gibt es an Eierlikörtagen immer Îles flottantes zum Dessert. Herr susa sagt, das wäre das einzig Gute an den Eierlikörtagen.

Îles flottantes(4-6 Personen)

6 Eiweiß
1 Prise Salz
750 ml Milch
2 EL Mandelblättchen
4 EL Rohrzucker

Die Eiweiß mit der Prise Salz sehr steif schlagen. Die Milch bis kurz unter den Siedepunkt erhitzen und leicht simmern lassen. Von der Eiweißmasse mit zwei Esslöffeln Nocken abstechen und in der Milch pochieren, dabei einmal wenden. Die Eiernocken herausnehmen und erkalten lassen.

Kurz vor dem Servieren den Zucker in einer Pfanne karamellisieren lassen, die Mandelblättchen dazugeben, leicht Farbe nehmen lassen.

Eigentlich gehören die Îles flottantes in einer Crème anglaise serviert, aber dafür bräuchten wir ja wieder Eigelbe. Also pfuschen wir ein wenig und machen eine einfache Vanillesauce. Und weil wir nichts wegwerfen, verwenden wir dazu die Pochiermilch. Die geben wir einmal durch ein ganz feines Sieb, damit die restlichen Eiweißflöckchen herausgesiebt werden. Ein bisschen was wird vielleicht drin bleiben, das ist aber nicht so schlimm.

Vanillesauce (4-6 Personen)

500 ml Milch
30 g Speisestärke
5 EL Zucker
2 Vanilleschoten
1 Priese Salz

Die Vanilleschoten aufschlitzen, das Mark herauskratzen und mit den leeren Schoten zur Milch geben. Ca. 50 ml von der Milch abnehmen und mit der Stärke und dem Zucker und Salz zu einer homogenen Masse verrühren. Die Milch gut aufkochen lassen, vom Herd nehmen, die Vanilleschoten herausfischen, die Stärke-Zucker-Mischung dazugeben und auf kleine Flamme solange rühren, bis die Flüssigkeit leicht angedickt ist (wenn sie zu dick wird, ein bisschen Milch nachgeben). Die Sauce erkalten lassen.

Servieren: Auf jeden Teller einen Saucenspiegel setzen und drei bis vier Eischneenocken (man nennt sie auch Schneeeier, Oeufs à la neige) setzen und mit dem Karamell und den Mandelblättchen servieren. Statt Mandelblättchen kann man auch Krokant nehmen.

Jetzt ist es aber genug mit dem Süßkram, sonst bekomm ich noch Löwenzahnschmerzen. Jetzt geht es zum Wein. Die susa schlägt zu jedem der Eiergerichte aus unserer kleinen Serie einen Wein vor und sie hat gemeint, es ist nur einmal im Jahr Ostern und da kann man sich auch mal was gönnen.



Die Suse fängt ja alles sehr gründlich an. Die hat erstmal studiert, dann lange Berufserfahrung gesammelt, dann endlich ein eigenes Tomatenhaus gebaut und zur Überbrückung erst mal Wachteleier auf Avocadocreme gezaubert.

Da lassen wir die Korken knallen:

Cuis 1er Cru, Champagne brut
Pierre Gimmonet, Champagne

Der kitzelt ein wenig die Nase und duftet frisch nach Birnen und Mirabellen. Am Gaumen eine weiche elegante Perlage, zarte Zitrusnoten, Hefeweißbrot und ein etwas nussiger Abgang.




Für die dreieckigen Eier vom Gottfried haben die Eline und die duni ja schon Silvaner oder Champagner vorgeschlagen. Champagner hatte die susa auch schon vorgesehen, aber sie hat dann gemeint, jetzt erwarten die Leser noch eine Alternative und außerdem gab es ja schon bei Suses Gericht was Prickelndes und sie bringt jetzt nur noch richtige Knaller,

2011 Sequillo white
Sequillo Cellars, Südafrika

Ein ganz ungewöhnlicher Wein aus einem ganzen Bündel von Rebsorten: Chenin blanc, Palomino, Semillon blanc, Grenache blanc, Semillon gris, Viognier, Clairette, fast schon burgundisch, sehr mineralisch und gleichzeitig von einer wunderbaren Cremigkeit, die sich an die Buttrigkeit des Eierdreiecks schmiegt und auch die leichte Bitternote des Meerrettich fein abpuffert. Kristallklar, florale Noten, Zitrusfrucht und Karamell. Ohne jede Frage, bei der Kombination ist der Wein der Chef, dem ein kleines Eierhäppchen als Juniorpartner an die Seite gestellt wird.



Unser Lieblingseiergericht aus dieser Serie (also wir, das sind der Herr susa und ich) ist das von der Toni, die Canelloni Carbonara. Endlich gibt es auch mal ein bisschen was Fleisch und so ein feiner rauchiger Speck, der hat ja was für sich. Und der kann dann auch mal einen Rotwein vertragen, natürlich keinen Boddoh (versteh ich nicht, ich kann zu allem Boddoh trinken). Was Italienisches, meint die susa. Langsam arbeitet sie sich ja an die Italiener ran. Zu dem


2010 Granato
Elisabetta Foradori, Trentino

hat sie gemeint, der wäre ja eigentlich auch eher ein Solist, aber auf der anderen Seite auch so harmonisch, weich und voller wunderschöner herbfruchtiger Aromen und Beeren und Saft, dazu erdig und würzig, der passte gerade zum Speck ganz prima. Und nachher zum Meditieren sowieso. Da kann ich zustimmen, der ist schon fast so gut wie ein Boddoh.











Frohe Ostern
Euer Leo
und die anderen von http://hundertachtziggrad.blogspot.de/


Erfolgreiches Eiersuchen!

Welches Schweinderl hätten's denn gern .....

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Wir schreiben das Jahr 2020 und eine neue Welle rollt über Deutschland: Wein! Und zwar deutscher! Buchstäblich in aller Munde.

Kochshows sind ja so was von 2010, ein paar der bekannten Kochlöffelgesichter haben sich gerade noch so in die neuen Formate gerettet und dürfen ein bisschen was Begleitendes zum Wein kochen, die wahren Stars sind jetzt die Winzer. RTL bietet "Deutschland sucht den Superwinzer", ein Format für das so viele Zöpfe abgeschnitten wurden in der deutschen Weinszene, dass selbst irgend so ein Winzer von der Saar da nicht hintan stehen wollte und zum Friseur gegangen ist. Mit seinem schicken Undercuterkennt ihn jetzt erst mal keiner wieder.

Diese ehrpusselige Weinköniginnenwahl wird nun auch richtig groß aufgezogen, die niederländische Firma Endemol hat sich die Rechte gesichert. Und präsentiert gleich im ersten Jahr einen schwulen Weinkönig, Stößchen!

VK-Arena ist das Sonntagabendformat von Vox, eine Jury aus den bekannten Adabeis Rainer Calmund, Hellmuth Karasek, Franz-Josef Antwerpes und Quotenfrau Daniela Katzenberger bekommen verdeckt Weine zu probieren. "Der Wein is nisch safftich jenuch, aber ich jeb janz liep jemeinte sächs Pungte!""Terroiiiiiiir, ich schmecke Terrroiiiiiiiir, ich weiß nur nicht welches!" Die hoffnungsvollen Winzer stehen neben dem Moderator Stuart Pigott und wer die meisten Punkte auf seinem Wein vereint hat, dem winken 10.000€ oder 5 neue Barriques.

Selbst die bräsigen Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten haben sich des Themas angenommen: Wir schätzen Ihre Kellerfunde! Die bekannten Auktionshäuser stellen reihum den Experten unter der Moderation von Hardy Rodenstock. Man fasst es nicht, wie viele verstaubte Pieroths noch in deutschen Kellern herumliegen. Wahrscheinlich neben den Notgroschen in DM. Und natürlich die beliebten ARD-Listenformate Unsere fünfzig schönsten Weingüter!  pro Sendeanstalt versteht sich, auch im NDR.

Vokabeln wie spontanvergorenund Restsüße sind der Fernsehnation so bekannt wie heute Butter oder Niedertemperaturgaren und es gibt keinen Supermarkt, in dem man nicht die Weine zur Sendung kaufen kann, oder das Paket nicht etikettierter Weine für die Parallelverkostung zu Hause.

Markus Schneider hat mehr Fanseiten und Follower auf facebook als Deutschland größtes Fußballtalent und natürlich seine eigene Fernsehsendung. Black Label – White Wine!

Neidisch blicken die traditionellen Weinnationen Frankreich und Italien auf Deutschland, auf uns, die wir nun endlich zu einer ganzen Nation von Weintrinkern und Weinkennern geworden sind. Nichts ist gefürchteter unter mallorquinischen Winzern, als die önologisch durchgebildete Busladung Touristen, die zur Besichtigung der Bodega einschreitet und mittels eigens mitgeführter mehrsprachiger Fachliteratur den biologischen Säureabbau diskutieren möchte oder den Holzeinsatz infrage stellt. Denn wenn der Deutsche mal was anfängt, dann macht er das gründlich. Nicht nur bei Weltkriegen, auch bei Mülltrennung und jetzt halt beim Wein.

Kein Standesbeamter zuckt auch nur mit der Wimper, wenn Eltern ihr Neugeborenes Cabernet Dorsa oder Merlot nennen, Silvana-Shakira und Rambo Ramon Rainer waren gestern.

Das allerneuste Format ist Winesaver! Heruntergewirtschaftete Weingüter kurz vor dem Aus wenden sich an den Sender und nach eingehender Prüfung kommen die Weinretter auf den Plan, drei fernsehbekannte Starwinzer begutachten das Dilemma und wissen nach den ersten drei Schlucken, was da seit Jahren falsch läuft. "Warum soll wer Deinen Wein trinken?"– "Joo, weil er halt gut iss!"– "Ja, ist er denn gut?"– "Er is halt wie immer!"– "Ich sag Dir was, der ist nicht gut! Kein Mensch will so was trinken!" Tränen, Verzweiflung, Unverständnis.

Dann wird gekramt und diskutiert, Kellerbücher gewälzt, Probierstube und Fasskeller geweißelt, der Sender spendiert einen neuen Stahltank und die Weinretter jede Menge gute Ratschläge. Und nach einer Woche: schwupp, ein Vorzeigebetrieb, der VDP schickt schon Anmeldeformulare. So einfach geht das.

Und die Kids wollen jetzt nicht mehr Koch werden sondern Winzer oder irgendwie "was mit Wein", das ist noch viel hipper als "was mit Medien" oder "was mit Menschen".

nicht der Winepunk
Die einzigen, die das nicht zu freuen scheint, sind die alten Weinfuzzies, die Weinforianer, Weinjournalisten und ernsthaften Weinblogger. Die kommen sich auf einmal so überflüssig vor und sie sind auch kein kleiner elitärer Geheimbund  Zirkel mehr; jetzt  reden alle mit, sogar die von der Bäckerblume. Schrecklich!

Es war doch wirklich schon arg genug, dass sie diese jungen deutschen Spaßwinzer ertragen mussten, die auf einmal keine Frakturschrift mehr auf die Etiketten schrieben sondern lieber als Tatoo auf den Unterarm und lieber laute und knallige Musik hörten als die örtliche Feuerwehrblasmusikkapelle beim Weinfest. Aber ein bisschen muss man ja mit der Zeit gehen.

Darauf jetzt erst mal ein ordentliches Glas Wein und zwar – weil's so schön zum Thema passt – vom Winepunk. (Meine Autokorrektur will übrigens immer Winepunkt schreiben, aber den Kalauer mit dem Punk/t haben die Kollegen vom Schiff ja schon verbraten).


der Winepunk (C) Zio Porco Wines
Den hab ich nämlich inzwischen kennengelernt. Den Punk. Und seine Weine. Und seine Schweine. Das Wildschwein ist nämlich sein Markenzeichen, es ziert nicht nur seine Flaschen sondern auch sein gesamtes Merchandisingmaterial und ein Zio-Porco-Badge jetzt auch meine Mütze, gleich neben dem Borussenrautenbadge. Ich hoffe, das führt jetzt nicht zu fußballpolitischen Irritationen, weil der Punk vielleicht auf Mainz 05 steht. Fußball ist immerhin auch 2020 noch so ernst wie Wein.

Der Winepunk aka Marco Giovanni Zanetti, gelernter Sommelier und Seiteneinsteiger-Winzer, würde übrigens ganz prima in dieses Weingutrettungsteam passen, er hat alles, was man für ein solches Format bringen muss. Vor allem hat er selber Format und das nicht nur optisch. Bei allem Spaß, seine Ernsthaftigkeit was seine Weine angeht ist vom ersten Augenblick an angenehm spürbar. Weißweinehätte ich ihm ja gar nicht zugetraut, für mich war er immer der Rotweintyp, tja, erster Irrtum.

Natürlich ist er auch ein Rotweintyp und was für einer. Wer's ausprobieren will, der fange gleich mal mit dem dicken Brocken an

2009 Porcone Riserva (Butcher's Reserve)
Zio Porco Wines, Veneto

hauptsächlich aus seiner Lieblingsrebsorte Marzemino sowie Carmenère (und Merlot? Ich kann meine Sauklaue gerade nicht entziffern, könnte aber durchaus sein).

Ein ganzes Maulvoll Wein, rubinrot mit leichten ziegelroten Reflexen am Glasrand und einem wunderbar würzigen Duft: Garten, Kirschbaum, Vespertisch mit Schinken, Oliven und frischem Brot, erste Abendkühle, leichter Grillgeruch vom Nachbargrundstück.

Im Mund wunderbar dicht und saftig aber kein bisschen breit, durchaus elegant und wieder dieses feine Aromenspiel von Gewürzen, Schokolade und roten Früchten, ein bisschen von dieser herb staubigen Mineralik wie man sie im Bandol bei der Mourvèdres findet (eine Liebe, die wir beide, der Punk und ich, übrigens teilen).

Den Wein hält man gerne ein bisschen länger im Glas und lässt die straffen Tannine auf der Zunge spielen und spürt den Aromen noch ein wenig nach. Der Abgang ist dicht gewebt und leidlich lang, allerdings nicht ewig lang. Aber hey, nix ist für die Ewigkeit. Der Wein ist für's hier und jetzt und besonders jetzt, wenn mal wieder ein ordentliches Steak gegrillt wird und nicht so ein Putenspießgemüsechichi.

In diesem Sinne: May the pork be with you!

mit Dank an den Punk für das schöne Foto (C) Zio Porco Wines









Slow Food TM

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Wir wollten auch mal Politiker...

Keine Ahnung, wann sich der Gedanke eingenistet hat. Er war plötzlich da. Unauffällig zwar, aber zu erahnen. Zumindest wenn ich nachspürte. Sonst nicht. Sonst war alles wie immer. Nein, eigentlich besser.

„Einfliegen“ am Donnerstag auf der Messe Stuttgart, gezielt die Hallen 3 und 5 ansteuern, in denen die Mitstreiter in Genuss-Sachen untergebracht waren. Ein bisschen, wie nach Hause ins Wohnzimmer zu kommen. Menschen, die einem vertraut erscheinen, geschätzte, heimelige Gerüche und die angenehm schmatzende, schlürfende und wohlige Geräuschkulisse.

Schön denke ich, und gut; den Gedanken, der ja ohnehin fast gar nicht gedacht ist, vernachlässigend. Und wenn ich so durch die Reihen schlendere, stelle ich sehr befriedigt fest, dass die Idee auch wirtschaftliche Durchsetzungsfähigkeit hat. Und großes Lob an die Messegesellschaft für den stark verbesserte Standplan. Es ist dieses Mal deutlich besser gelungen, die Außenbahnen zu integrieren.

Und mein allerliebster Lieblingsstand (nach dem, auf ich Dienst tue, selbstverständlich) mit seinen wilden holländischen Austern ist zum Glück auch wieder da. Und wenn unser Austernkumpel Zeit hat, dann erzählt er auch, ausgiebig, was er so macht, vorhat und wie das Eine ins Andere greifen tut oder zumindest sollte.  

Wer sich in keiner Weise von den vorbeiwogenden „Iiiiieh Austern-Schwabbeln“ von seiner guten Laune abbringen lässt, permanent Überzeugen möchte und tolle Ware hat, der sollte eigentlich Ehrenvorsitz!

Apropos, was macht eigentlich der charismatische Otto Geisel?

Genau, irgendwas mit Wein. Und tatsächlich sind bemerkenswerte Weingüter auf der Messe vertreten. Und es gibt wieder die Vinothek. Die gehört mit den Austern zum Pflichtprogramm. Tolle Wein offen zu ganz fairen Preisen ausgeschenkt. Alleine diese Station lohnt den Besuch. Und ich kann nur empfehlen, an dieser Theke sich auch auf neue unbekannte Namen einzulassen. Ein Abenteuer, das zwar keine Adrenalinausschüttungen, aber erfreuliche Entdeckungen bereiten kann.

Und damit kommen wir zu den wahren Abenteuern im zivilen Leben. Bloggertreffen im Pressezentrum der Messe. Mit Ursula! Oder für die, die blöd kommen, Frau Dr. Ursula Hudson. Chefffffin! Und ich kann es gar nicht oft genug positivieren: vielleicht nicht ganz so Charisma, aber Administration und Funktion! Okay, die Geschäftsstelle von Stuttgart abziehen war Aua; aber Geschäftsstelle, die funktioniert, hat auch was.

Und das hat sie herausgestrichen, dass es auch mit der Messegesellschaft funktioniert. Wegen Qualitäts-Dingens. Also dass nur Produkte gemäß Kriterien. Sollte man eh mal durchlesen. Gefällt mir fast besser als Bio. (Anmerkung der Red: „Hinkender Vergleich“)

Ist gar nicht so einfach; Messegesellschaf hat nix gegen Aussteller, Logo. Der ideelle Veranstalter, Non-Profit-Orga, man könnte auch Verein, schon. Zumindest gegen manche. Und was sagt da die Ursula? Klappt in Stuttgart.

Und wenn an dieser Stelle offizielle Verlautbarungen wiedergegeben dürfen: „Einvernehmlich beendet MESSE BREMEN die Kooperation mit Slow Food Deutschland e.V.“

Also interessant! Sehr. Zumal dann noch kurz die Möglichkeit war, mit Austausch. Und als die Ursula so alleine, nur mit Ihrer Entourage, da war er wieder da.   Dieser hinterhältige Gedanke, dieser lästige Plagegeist, diese defätistische Fragestellung.

Also hin, versucht gewinnend zu lächeln und raus damit: „Wie ist eigentlich sichergestellt, dass mit der Bewegung kein ADAC passiert?“

Schnappatmung und Medienprofi ringen kurz und heftig: „Wir machen keine Tests!“

Ich bereue meine Unangemessenheit und versuche Waldi: „Ziele allgemein, Organisation, Arche, wer Bio wo Slow Food.“ Jedenfalls werde ich nicht mehr leichtfertig über Sportreporter! Und die Ursula hat es auch nicht leicht. Muss sogar Ihre Entourage darauf aufmerksam machen, dass man jetzt wirklich weiter müsste. Wirklich, dass die Gefolgschaft sich wenigstens darum kümmert, hätte sie zumindest erwarten dürfen.

Alle Jahre wieder!

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In  manchem Jahr drei Wochen später in einem anderen wieder vier Wochen früher, aber ziemlich gewiss blühen irgendwann im Laufe des Frühjahres die Apfelbäume und die Rapsfelder unter einem malerischen blau-weißen Frühlingshimmel.

Die Freibäder und Eisdielen werden geöffnet, ab 17:30 Uhr riecht es aus irgend einem benachbarten Garten zuerst nach Brandbeschleuniger und später nach Grillfleisch und permanent ist ein feierabendliches Motorengeräusch eines Rasenmähers auszumachen. Saisonbeginn heißt das oder auf Neudeutsch -ausnahmsweise mal ohne Anglizismus- Angrillen, Anbaden, Anmähen, Anwandern, Anmotorradfahren undundund.

Das Besondere an so einem jährlich wiederkehrenden Zeitabschnitt ist die Durststrecke zwischen Beendigung und Start und die umso größer ausfallende Freude, wenn es wieder los geht, mit was auch immer. OK, ich gebe zu, ich kenne fast niemanden, der sich wie blöd auf den Beginn der Rasenmähsaison freut, aber ausschließen will ich es nicht.


Ungeschlagene Sieger solchen Saisongeschäftes können nach meiner Einschätzung nur solch populäre Sportereignisse wie die Fußballbundesliga oder die schnellen Autos der Formel 1 darstellen.


Besondere Freude allerdings gilt auch den kulinarischen Saisons, meist begonnen mit Bärlauch, gefolgt von Radieschen, Spargel, Erdbeeren, Himbeeren, Erbsen, Pfirsichen undsoweiter undsoweiter.


In der 180°-Niederlassung Nord freuen wir uns ganz besonders auf das hier in der Regel ab Mitte/Ende April mögliche "Anspargeln", was in diesem Jahr Dank der warmen Witterung sogar noch früher stattfand.
Mindestens zweimal die Woche gibt es dann Spargel frisch vom Spargelbauern ums Eck, schließlich wohnen wir hier in einem großen Spargelanbaugebiet. Während der Tausendsassa überwiegend als weißes Gemüse über den Verkaufstresen wandert um den Eigentümer zu wechseln, gibt es auch immer mehr Spargelbauern, die den grünen Anverwandten anbauen.
Wenn es schnell gehen soll, nutzen wir gern den Schälservice direkt auf dem Hof, schicken die Spargelstangen zu Hause in den Dampfgarer, kochen ein paar Kartoffeln dazu und schmelzen ein bisschen Butter, fertig.
Allerdings würden wir dem feinen Gemüse damit mitnichten Genüge tun, denn es kann so viel mehr und passt mit wirklich vielen anderen Zutaten ganz hervorragend zusammen, wie die Rezeptvielfalt  in  unzähligen Blogs (und natürlich auch bei 180° Grad) zeigt ;o)
Kürzlich ergatterte ich beim "Fremdgehen" bei einem Spargelstand in Lüneburg neben dem weißen eben auch grünen Spargel aus heimischem Anbau. Der sah so schön frisch und gar nicht trocken oder labberig aus, so dass ich...genau...zuschlug und je ein Pfund weißen und grünen mit nach Hause nahm.

Das Ergebnis des anschließenden Küchenaufenthaltes waren fingerfoodtaugliche Spargelbuletten, die mit einer Avocado-Tomaten-Salsa ganz vorzüglich schmeckten:

Spargelbulettchen mit Avocado-Tomaten-Salsa 

Salsa
1 Avocado
Saft und geriebene Schale einer Biolimette
2 Frühlingszwiebeln
8 Datteltomaten (ich hatte das Glück sehraromatische, dünnschalige Bioware zu bekommen)
1 EL Avocadoöl
1 TLWeißweinessig
Salz, Pfeffer, Chili (getrocknet, gemahlen oder frisch fein gewürfelt)
Agavendicksaft (oder Kristallzucker oder Honig)

Avocado halbieren, Stein herausnehmen, Fruchtfleisch mit einem Esslöffel herausheben und fein würfeln, Limettensaft und -schale unterheben. Das Weiße und Hellgrüne der Frühlingszwiebeln ganz fein würfeln. Tomaten ebenfalls würfeln und alles vermengen. Öl und Essig unterrühren, abschmecken und abgedeckt im Kühlschrank durchziehen lassen.
Zum Schluss Rucola waschen, trocken tupfen, die Stiele einkürzen, die Blätter in feine Streifen schneiden und zur Salsa geben.

Bulettchen
500 g weißen Spargel
500 g grünen Spargel
1 Ei
1 Eigelb
1-2 TL  Basilikumpesto
2-3 EL (Reis)Mehl
Salz, Pfeffer
(Mais)Paniermehl
Butterschmalz


Weißen Spargel schälen, vom grünen Spargel die unteren, harten Enden abbrechen (wenn man vorsichtig vorgeht, brechen die Stangen genau an der richtigen Stelle), die unteren Enden noch ein wenig schälen. Anschließend die Spargelstangen grob raspeln, etwas salzen, kurz stehen lassen und ausdrücken. Ei, Eigelb, Mehl (ich hab aus Gründen Reismehl verwendet, Weizen- oder Dinkelmehl geht natürlich genauso gut) unterrühren, würzen und rasch zu kleinen Buletten formen, in dem Paniermehl wenden und in Butterschmalz goldbraun braten, warm stellen. Wenn die Masse verbraucht ist, die fertigen Bulettchen mit der Salsa, welche im Übrigen auch hervorragend zu knusprigem, rustikalen Brot passt, servieren.


Und weil die Spargelsaison noch einige Wochen anhält, und ggf. noch nach dem ein oder anderen passenden Rezept gesucht wird, hier noch einige 180°-Spargel-Rezepte zum Nachkochen:

extravagante Vorspeise: Spargelterrine aus grünem und weißen Spargel mit Speckeis
Perefekte Partnerschaft: Lauwarmer Spargelsalat mit Eiern, Erbsen und Minze

Bunt! 2014

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Die Fortsetzung von bunt! 2013. Schließlich muss es sich rentieren, wenn frau fluchend und schimpfend die halbe Million Blumenzwiebeln im Herbst in die Erde bringt. Um sich im Jahr darauf wieder selber auszutricksen - a bisserl was geht scho no -  und im Sommer entzückt ob der Auswahl wieder jede Menge Blumenzwiebeln bestellt...
Das diesjährige Ergebnis wurde bereits von der Gartenaufsicht, unserem Rotkehlchen abgenommen. Dabei achtet es stets darauf, sich farblich adrett zu präsentieren:
 
 Aber schaut Euch doch einfach selbst um!





















Und nach dem Rundgang gibt’s selbstverständlich auch was frühlingsleichtes zu Essen. Ein Duett bestehend aus einer Suppe aus grünen Erbsen mit Estragon und einem Koriander-Karottenschaum mit Croutons und Kerbel.


Suppe mit grünen Erbsen und Estragon (2 Personen als Vorspeise)

400 ml Geflügelfond (der muss wirklich einsA sein, davon lebt die Suppe)
150g rohe grüne Erbsen
3 EL frischer gehackter Estragon
Salz, Pfeffer
Piment frisch gemahlen

Die Erbsen in kochendem Salzwasser 3 min. blanchieren und abschrecken. Den Geflügelfond erwärmen, kräftig mit Salz, Pfeffer und Piment abschmecken, Erbsen und Estragon dazugeben, anrichten.

Koriander-Karottenschaum mit Croutons und Kerbel (2 Personen als Vorspeise)
½ Schalotte
1 mittelgroße Karotte
1 TL Butter
20 cl Noilly Prat
200 ml Karottensaft (idealerweise aus selbst entsafteten Karotten)
100 ml Geflügelfond
Salz, Pfeffer
1 TL frisch gemahlene Koriandersamen
50 ml Sahne


Brotwürfel aus altbackenem Weißbrot
1EL Butter
1 Knoblauchzehe

Kerbel

Schalotte und Karotte fein würfeln und in der Butter glasig anbraten. Mit Noilly Prat ablöschen und mit dem Saft und dem Fond auffüllen. Ca. 20 min. leicht köcheln lassen (in dieser Zeit die Croutons fertigstellen). Pürieren und passieren. Mit Salz, Pfeffer und Koriander kräftig abschmecken. Vor dem Servieren mit der Sahne kräftig aufmixen.

Croutons
Die Knoblauchzehe andrücken, die Butter in einem kleinen Topf aufschäumen, Knoblauch und Croutons dazugeben. Bei mittlerer Hitze braten bis die Croutons goldbraun sind. Bis zum Anrichten auf Küchenkrepp abtropfen lassen.

Anrichten
Karottenschaum in kleine Schüsseln oder Teller geben, Croutons dazu und mit frischem Kerbel nach Geschmack.


Probekochen

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Oder: "Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis!"

Also da gibt es ja bekanntlich unsere hiesige Kochgruppe. Die sich ziemlich unregelmäßig, aber das nun schon lange, zu unterschiedlich abgefahrenen Küchensessions einfindet. Auch wenn das manchmal gar nicht in einer Küche stattfindet.

Dabei versäumen wir es auch nicht, uns regelmäßig mit Aufgaben zu bestücken, die unsere Grenzen aufzeigen. Aber unter Bezugnahme auf Artikel 3, des kölschen Grundgesetzes "Et hätt noch emmer joot jejange" wollen wir uns jetzt mal ein etwas dickeres Stück vom Größenwahn gönnen, und ein wenig Profi spielen.

Im Herbst, konkreter am 18.10., wird die Profiküche eines Stuttgarter Hotels, samt Restaurant gemietet und so eine Variation des "Pop Up Restaurants" betrieben. Halt mit dem Unterschied, dass im einen Fall Profis "irgendwo" aufschlagen und ein feststehendes Menü anbieten und in unserem Fall "irgendwer" den Profibereich übernimmt. Verbindliche Voranmeldung ist allerdings in beiden Fällen erforderlich.

Wobei wir weder vorhaben, den Profis Konkurrenz zu machen, noch einen Profit einzustreichen gedenken. Sollte wieder Erwarten etwas übrig bleiben, geht das an die Vesperkirche Stuttgart.

Vorgesehen ist, für 40 Leute fünf Gänge zu kochen. Zusätzlich Fingerfood zum Aperitif und vielleicht noch ein bisschen Lametta. Der Abgefahrenheitsfaktor soll dabei mäßig sein. Zumindest im Durchschnitt.

Deshalb Hauptgang schlicht und möglichst auf den Punkt.

Etwa so in der Art von unserem ersten Probekochen:

Schmorbraten, Roastbeef, Kartoffelgratin, Mairübchen und Lauch-Spinat-Lasagne
 
  • Den Schmorbraten haben wir nebenher in der Außenküche simmern lassen.
  • Das Roastbeef  angebraten, vakuumiert und im Gusstopf ziehen lassen. Backofen war belegt, Herdplatten auch, also Wasser im Topf auf 70° gebracht, das Fleisch eingelegt und ziehen lassen. Vor dem Anrichten einfach noch durch heiße Butter gezogen.
  • Kartoffelgratin klassisch, ohne Ei und ohne Käse. Fürs saubere Aufschneiden muss ich mir noch was einfallen lassen.
  • Lauch blanchiert, Spinat angebraten, abgeschmeckt. Zur Lasagne geschichtet und mit Parmesan gratiniert.
  • Mairübchen mit Salz, Zucker und Zitronenschale marinert, in heißer Butter erwärmt.
So in der Art zumindest sollte der Hauptgang laufen. Natürlich präziser und leider nicht mit Mairübchen. Und dann auch weniger improvisiert.
 
Dieses Mal war es mit improvisieren spannend. Wegen vielen anderen Probekochensachen. Werde hier und da mal wieder berichten.
 

Wilde Steine

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Wir fahren durch die Provence Verte, entfernen uns von den quirligen Küstenorten, überqueren das Maurengebirge, kurven durch die Kreisverkehre des wenig attraktiven Le Luc und später durch die geruhsamen Wiesen, Weinberge und Korkeichenwälder nach Besse sur Issole, ein verschlafenes kleines Nest. Mit François Miglio, dem Winzer auf Château Gasqui, bin ich seit unserem Kennenlernen bei der ProWein in Kontakt geblieben und nun sollte es endlich wahr werden: Ich würde an Château Gasqui nicht nur wie bisher immer vorbei fahren, sondern ich sollte es nun endlich auch kennenlernen. Vorher würden wir bei einer guten Freundin, Gabrielle, zu Mittag essen, sie würde sich schon freuen, uns kennenzulernen.

Die Freude war ganz auf unserer Seite. Dass die Straße ihres Anwesens von unserem Navi (neuste Ausgabe) nicht gefunden wurde und auch im Dorf selber unbekannt war, konnte uns nicht einschüchtern. Mit Hilfe einer resoluten Briefträgerin fanden wir letztendlich unseren Weg durch unwegsame enge Waldwege, gesäumt von Steinmauern, vorbei an einer verfallenen Kapelle mitten in ein Niemandsland, in dem die Wildschweine unübersehbar ihre Spuren hinterlassen hatten. Und aus dem Nichts tauchte ein 4WD vor uns auf. François hatte sich schon gedacht, dass wir Hilfe auf dem Weg bräuchten und war uns kurzerhand entgegengekommen. Sein Wendemanöver durch einen kleinen Mauerdurchbruch war gekonnt. Herr susa war heilfroh, dass sein eigener Wagen wohl behalten in der heimischen Garage stand und allerlei waghalsige Manöver und ihre Folgen im Zweifel zu Lasten der Mietwagenfirma gingen. (Liebe Firma Europcar, keine Panik, ist alles gut gegangen.)

Noch ein paar Minuten und wir standen vor einem kleinen Gästehaus und einem über 40 Jahre alten 2CV. Da wurden Männer erst mal wieder zu kleinen Jungs. Die Schaltung ausprobieren, das Verdeck aufrollen, sich an den ersten fahrbaren Untersatz erinnern. Das Exemplar hat stolze 42 Jahre auf dem Buckel und erst knapp 30.000 km gelaufen. Und ist das einzige Gefährt des Hauses, das im Winter bei Schnee und Eis die buckligen Waldwege mit ihren verschiedenen Steigungen schaffft.


Les Pierres Sauvages ist ein Roman über den fiktiven Zisterziensermönch Guilleaume Balz, der im 12. Jahrhundert die Abbaye du Thoronet erbaute und Les Pierres Sauvages ist der Name von Gabrielles Gästehaus, das an diese mythischen Zeiten der französischen Geschichte erinnert. Mitten im Wald ist ein architektonisches Juwel entstanden, mit klaren Formen, viel Holz;  durchgehende Fensterfronten lassen den Eindruck entstehen, mitten in der Natur zu sein. Alles erinnert an die großen Abteien der Provence, Thoronet, Senanques und Silvacane. Leo schlägt diesen zauberhaften Ort für die Hauptversammlung 2015 vor.

Das Zentrum ist ein Esszimmer mit einem langen Tisch und einem wunderbaren Kamin in einer Eisenfassung, auf der der Grundriss der Abbaye du Thoronet einradiert ist. Dort empfing uns Gabrielle, eine herzliche quirlige Person. Und zuerst mussten wir natürlich Weine probieren.


Wir begannen mit dem 2012er Rosé Château Gasqui, ein Wein, der alle Grundsätze der provenzalischen Rosé"kultur"über den Haufen wirft. Er ist von einem tief dunklen Lachsrosa, keine zarte Blässe, und von einer wirklich erwachsenen Aromatik. Kein bonbonartigen süßen Beerennoten, kein kleines Süßeschwänzchen, keine langweilige Zitrusfrische. Würde man den allgegenwärtigen Rosénörglern die Augen verbinden und sie probieren lassen, sie würden wohl sauber daneben tippen.

Miglio ist seit zwei Jahren demeter-zertifiziert, beschäftigt sich aber schon seit mehr als 20 Jahren mit der Anthroposophie. Er ist jedoch so weit entfernt von diesen durchleuchteten genussfremden Weltverbesserern wie Jupiter von Venus, er strahlt vielmehr die heitere Gelassenheit eines Menschen aus, der in sich selber ruht. Und er liebt was er tut, das spürt man bei allem, was er sagt und macht.
Wie es die demeter-Richtlinien verlangen, ist der Rosé spontan vergoren und hat sehr lange auf der Maische gelegen. Dann lernen wir die wichtigste Regel in Miglios Weinbau: Nichts tun, dem Wein vertrauen, der Natur vertrauen. Durch die biodynamische Arbeit wird die Natur wieder in einem Zustand versetzt, ihre eigenen Gesetze anzuwenden, es wird ihr weniger ins Handwerk gepfuscht. Machen wir uns nichts vor, sagt er, natürlich ist der Weinbau eine Monokultur.

Jetzt probieren wir: Nase rein - welche Vielfalt der Aromen, Kräuter, Mineral, ein wenig Erdbeer, eine ganz lebendige Frische. Und dann erst am Gaumen, strahlend klar, geschliffen, feingliedrig bis zum mineralischen Abgang. Das hat nichts aber auch gar nichts mit den kleinen Weinchen im mondänen St. Tropez zu tun, in die man ohne Not einen Eiswürfel gibt und das Ganze dann "piscine" nennt.

Sein Wein sei ja gar kein richtiger provenzalischer Rosé werde ihm oft vorgeworfen, er sei so anders, so dunkelfarbig, so intensiv. Falsch, pflegt er dann zu sagen, sein Wein sei wahrscheinlich der einzig echte Rosé der Provence, der so wie ihn der Boden, die Rebe und die Natur hergebe, entstanden sei und nicht nach dem Willen der Marketingfachleute, die mit einem gemachten Produkt ein exklusives Lebensgefühl verkaufen und die Winzer müssen zusehen, dass ihre Weine diesem Marketingkonzept entsprechen.


Gabrielle wartet schon mit dem Essen, man kennt das ja als Hausfrau, die Gäste haben sich festgeplaudert und in der Küche droht das Essen anzubrennen oder zu verkochen. Wer seine Gäste kennt, kann dem mit entsprechender Speisenauswahl begegnen.

Das kleine Menü bestand aus klassischen Gerichten der Region, einfach, aber wunderbar zusammengestellt, besser geht's nicht. Und perfekt, wenn man so hervorragende Weine als Begleiter aufgetischt bekommt. Sie hat mir die Rezepte versprochen, ich werde sie, sobald ich sie erhalten und übersetzt habe, bei den Überschriften verlinken.

Zur Begrüssung: Olivengrissini, ein paar Nüsschen - 2012 Rosé Château du Gasqui

Vorspeise: Socca, Paprikaflan, gegrillte Paprika, Salat - 2012 Rosé du Château Gasqui
Socca ist ein klassisches Gericht aus Nizza, ein flacher Fladen aus Mais- oder Kichererbsenmehl, da gehen die Glaubensrichtungen auseinander wie bei uns bei den Königsberger Klopsen

Hauptgericht: Navarin d'agneau - 2006, 2008 und 2011 G-point du Château Gasqui
Ein Schmorgericht, Lammschulter mit Gemüse geschmort, die Gemüse können jahreszeitlich wechseln, wichtig ist, so Gabrielle, dass Bohnen dabei sind, Saubohnen, bei uns im Rheinland auch als dicke Bohnen bekannt, natürlich gepellt.
2008 und 2011 waren am gleichen Tag letztes Jahr im September gefüllt worden, 2008 war noch aus der vor-demeter-Zeit, 2011 schon unter demeter-Bedingungen. Ausführliche Beschreibung folgt in einem eigenen Artikel.

Käse: Ziegenkäse mit Feigenmarmelade - 2012 Blanc du Château Gasqui
Der Käse stammte von einem Ziegenhof aus einem Dorf in der Nähe, ich hoffe, ich bekomme hier noch eine Bezugsquelle, ich komme ja jetzt sicher öfter mal in die Gegend. Obwohl der Käse eher mild war, war er von einer wunderbar festen Aromatik und fest in der Textur. Dass die Marmelade selbst gekocht war, bedarf ja wohl keiner weiteren Erwähnung.
Wir befürchteten, dass die Rotweine zu kräftig wären für den doch eher zarten Käse und schwenkten auf den Weißwein um. Überraschung, der Weißwein, sehr trocken und sehr mineralisch und der Käse vertrugen sich gar nicht, die Roten, insbesondere der 2011er mit einem wunderbaren Spiel von Kraft und Frucht passten! Da sieht man's wieder, man sollte hin und wieder auch mal seine Prinzipien vergessen.

Dessert: Choux à la vanille mit Café
Es handelt sich wohl um kleine Brandteigkrapfen, die mit einer Crème pâtissière gefüllt sind.

Mindestens ebenso köstlich wie Essen und Weine waren die angeregten Unterhaltungen. Ich habe selten an einem Tag so viel über Wein und über das Leben gelernt.

Und endlich - viel später als eigentlich vorgesehen - machten wir uns auf, zurück über die abenteuerliche Buckelpiste zu Château Gasqui. Und das ist wieder eine andere Geschichte, die an einem anderen Tag erzählt werden soll.

Die Geschichte würde eigentlich wunderbar zur nächsten Weinrallye passen "Weine ohne Schnickschnack", die in diesem Monat von Michaela Loidl von Bio-Weine-Online ausgerichtet wird, aber ich glaube, zweimal hintereinander der gleiche Winzer ist gegen die Statuten.

Wer Ruhe sucht ohne Einsamkeit und wem touristisches Gequirle manchmal zu viel ist, für den hier - wie der Franzose sagt - die Koordinaten:

Les Pierres Sauvages
Molin - Chemin Magnau
F-83890 Besse sur Issole
Tel. +33(0).4.9480.1873
contact@lespierressauvages.com

Urlaub!!

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Eigentlich bin ich ja gerade im Urlaub und mache aktuell in etwa das hier. Ihr könnt Euch also sicher sein, es geht mir blendend. Wetter ein Traum, Essen und Getränke hervorragend, der Kofferraum schon gut mit Wein gefüllt. Wie sich das halt so gehört.
Aber damit Ihr jetzt hier nicht unverrichteter Dinge und hungrig wieder abzieht, hab ich Euch Schnittchen vorbereitet:

Geröstetes Bauernbrot mit Tatar aus Gurke, Radieserl und Räucherforelle



Für das Tatar:
Ein Räucherforellenfilet
¼ Gurke geschält
5 Radieserl
1 kleine Frühlingszwiebel
3 EL frisch gehackter Dill
100g Crème fraîche
½ TL frisch gemahlener Koriander
Salz, Pfeffer
Eine kleine Prise Zucker
Ein Spritzer Zitronensaft

Bauernbrot
Ein paar Radieserlscheiben zur Deko

Räucherforellenfilet, Gurke, Radieserl und Frühlingzwiebel fein würfeln und mit den restlichen Zutaten mischen. Mit Salz, Pfeffer und vorsichtig mit Zitronensaft und Zucker abschmecken.

Das Bauernbrot in Häppchen große Stücke schneiden und in einer Eisenpfanne ohne Fett vorsichtig von beiden Seiten anrösten. Mit dem Tatar belegen und ein paar Radieserlscheiben dekorieren.

Auch schön für Biergarten und Picknick.




Ich wünsch Euch eine gute Zeit!



Wir im Norden...

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...stehen in Deutschland ganz vorn... bei den Postleitzahlen

...werden von Nichtnorddeutschen gern als Fischköppe betitelt und gelten völlig zu Unrecht als stur und kühl.Letzteres trifft allerdings auf unser Klima zu, weswegen es viele Menschen mit Atemwegserkrankungen jedes Jahr in die Küstenregionen treibt. Urlauber hingegen wünschen es sich hier bisweilen etwas weniger windig und regnerisch, wenn sie Mitte Juli in dicke Decken gekuschelt unter riesengroßen Partnerschirmen in ihren teuer gemieteten Strandkörben sitzen und erfolglos versuchen, sich das Wetter schön zu reden.
Nicht umsonst ist die Großmutter aller Wetterschutzjacken unser gelber, gummibeschichteter Friesennerz.

...bauen Autos für das ganze Volk.

...können weeiiiiiit ins Land blicken, da die meisten Geländeerhebungen nicht einmal die 200-Meter-Marke erreichen und den Blick versperren können. Wir finden, dass man ein gewaltiges Massiv von über 1100 m Höhe auch schon mal mit dem Zug erklimmen darf.

... trinken unser Bier aus 0,33-l-Flaschen
 
...haben kein nennenswertes Weinanbaugebiet, mit dem wir "angeben" könnten. Pfiffig wie wir sind, haben wir mit dem Bordeaux einen Pakt geschlossen und den Rotspon in unsere Hansesestädte geholt.
Dementsprechend gibt es hier auch keine Weinköniginnen, nein, wir krönen unsere Majestätinnen in den Ressorts Heide, Wurzel, Kohl, Kartoffel und Spargel.

...handeln über den Seeweg und sind das selbsternannte "Tor zur Welt"

...können wenigstens hochdeutsch; es wird uns sogar nachgesagt, dass ein Teil von uns die Muttersprache am klarsten prononciert. Zusätzlich sprechen wir aber auch eine eigene Sprache mit vielen Dialekten. Freundlich und bodenständig hört es sich an, wenn wir platt snacken und über den s-pitzen S-tein s-tolpern.
Plattdütsch beruhigt und entschleunigt, es wirkt gelassen und versöhnlich. So werden Beerdigungen meist als nicht zu schmerzvoll empfunden wenn sie op platt gehalten werden. Auch werden Beschimpfungen schneller wieder verziehen; so'n oller Dösbaddel wirkt eindeutig weniger beleidigend als ein totaler Vollidiot

... können besser Handball als Fußball ;o)

...holen täglich um 20:00 Uhr ein Millionenpuplikum vor die Fernseher und ermitteln am Tatort in fünf unterschiedlichen Regionen.

...trinken Milch von schwarzbunten Kühen

... kaufen unsere Lebensmittel pfundweise, z.B. ein Pfund Kaffee, 4 Pfund Hack oder ein halbes Pfund Butter

...haben schon viele Persönlichkeiten mit Rang und Namen hervorgebracht, als da wären z.B die Brüder Thomas und Heinrich Mann, Johannes Brahms, Helmut Schmidt, Dieter Bohlen, Heinrich Hertz, Christian Wulff, Sarah Connor, Hans Albers, Heidi Kabel, Matthias Schweighöfer, Joachim Gauck, Uwe Seeler, Jan Ullrich, Max Schmeling uvm.
Wobei...das mit dem Rang muss bei dem ein oder anderen wohl revidiert werden ;o)

...haben den Ort mit der höchsten Sterneküche-Dichte.
Dabei ist unser traditionelles Essen eher deftig, dominiert von hier gewachsenem Kohl, Kartoffen, Wurzelgemüse und Bohnen. Wir essen wohlklingende Speisen wie Schnauze mit Mett oder tote Oma, den süßen Abschluss bildet eine Grütze. Wir schwören auf unser Schwarzbrot und backen sensationellen Butterkuchen. Wer einmal unsere Franzbrötchen gegessen hat, wird nur dafür wieder in den Norden kommen.
Wir essen aber auch zum Unverständnis des Restes der Nation panierte Schnitzel mit Soße und sind der inoffizielle Mayonnaisen-Kartoffelsalat-Äquator von Deutschland.

...sind beratungsanfällig und flexibel und so habe ich kürzlich tatsächlich zum Backfisch einen Kartoffelsalat ohne Mayonnaise hergestellt, welcher gut passte und bei dem sonnigen Wetter angenehm erfrischte.
Für den Backfisch habe ich frischen Seelachs verwendet, welcher sich aufgrund seiner Geometrie hervorragend dazu eignet und kleine Varianzen in der Garzeit verzeiht. Als Teighülle verwende ich gern Bierteig. Auf der Suche nach einem etwas anderen Rezept bin ich bei Petra auf eine angeblich besonders knusprige Variante gestoßen, die ich leicht verändert habe. Das Ergebnis war beeindruckend, so dass ich nun das Rezept präsentiere für besonders

Knusprige Backfischwürfel mit Kartoffel-Gurkensalat
(4 Personen)

Kartoffelsalat
ca. 1 kg festkochende Kartoffeln, Z.B. Belana oder Linda, alle von ähnlicher Größe
1 kleine Zwiebel
1/4 l kräftige Rinderbrühe
milder Weißweinessig
Salz, Pfeffer
1 kleine Bio-Minigurke oder eine halbe Schlangengurke
frische Kräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Liebstöckel, Majoran

Kartoffeln ungeschält je nach Größe 20-30 Minuten kochen, abgießen auskühlen lassen. Anschließend pellen und in Scheiben schneiden. Zwiebel schälen, mit der Brühe und einem kräftigen Schuss Essig aufkochen, sehr kräftig salzen, normal pfeffern und über die Kartoffelscheiben gießen, stehen lassen bis die Kartoffeln sich ordentlich vollgesogen und die Brühe durch die Stärke sämig angedickt ist. Gurke wassen, längs halbieren und mit einem Teelöffel oder kleinem Parisienne-Ausstecher die Kerne herauskratzen. Gurke fein hobeln und zu den abgekühlten Kartoffeln geben. Kräuter fein hacken und unterheben.

Backfisch
200 g Dinkelmehl 1050, etwas mehr zum Mehlieren
40 g Dinkelgrieß
2 TL Salz
1 Flasche (norddt.)helles Pils
3 EL milder Essig

800 g frischester Seelachs
Salz
1 l Öl zum Ausbacken

Mehl, Grieß und Salz in einer Schüssel mischen, Bier und Essig unterrühren, abdecken und 30 Minuten ruhen lassen. Fisch in ca. 4 cm große Würfel schneiden, salzen, mit Mehl bestäuben, durch den Teig ziehen, welcher recht zäh ist und dadurch besonders gut haftet. Im 175°C heißen Öl portionsweise in jeweils 4 Minuten ausbacken und sofort servieren. Dazu Zitronenscheiben und Remoulade.



Elfter!

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Die Leute lieben Listen. Und Rankings. Und Superlative. Erster! Das ist was! Der einzige! Prima! Der Leo ist zum Beispiel der weltweit einzige Bloglöve mit Personalverantwortung. Da kann er stolz drauf sein und wir natürlich auch.

Bei Listen gibt es natürlich nicht nur Gewinner sondern auch Verlierer, zum Beispiel der immer wieder gern strapazierte "ungeliebte 4. Platz" bei Sportereignissen.

Und wenn jemand Elfter wird? Das ist schon Pech so knapp an den ersten Zehn vorbei, es sei denn man ist aus Köln, da mag so ein Ergebnis angehen. Aber sonst. Da können kluge Verhältnisrechner noch so sehr argumentieren, es sei ja nun ein Unterschied ob jemand Elfter von zwölf, zwanzig oder hundert geworden sei.


Und jetzt waren wir beim 11.besten Koch der Welt (von hundert) essen, jedenfalls wenn man der Liste eines namhaften italienischen Mineralwassers Glauben schenkt. Wo wir schon mal gerade in der Nähe waren. Das beste deutsche Restaurant dieser Liste folgt übrigens gleich dahinter auf Rang 12, das Vendôme in Bergisch Gladbach.

Der italo-argentinische Koch Mauro Colagreco führt zusammen mit seiner Frau Julia in Menton direkt an der italienischen Grenze das Restaurant Le Mirazur. Das mit dem "direkt an der Grenze" ist sehr wörtlich zu verstehen. Keine 10 Meter entfernt befindet sich die alte Zollstation und gefühlt stand unser Tisch schon in Italien, der letzte an der Fensterreihe, der es mir erlaubte das gesamte Restaurant mit seinen ca. 30 Plätzen zu überblicken und den Blick über den Yachthafen von Menton auf das Mittelmeer und in die meistens etwas Nebel verhangenen Berge zu genießen. Alle halbe Stunde rauscht zu Füßen des eng in den Hang gebauten Restaurants der Zug nach Ventimiglia durch.

Vieles wurde mit der mediterranen Nonchalance geregelt, zu der man als Mitteleuropäer erst nach zwei entspannenden Urlaubswochen fähig ist. Zum Beispiel die Aufteilung von ca. 7 Mittelklasse- und einem Oberklasse-PKW auf 5 Parkplätze. Da muss halt gegen Ende des Essens hin und wieder einer raus, und sein Auto umparken, wenn er seinen Autoschlüssel nicht an der Rezeption hinterlassen will.


Blick auf die Grenzstation (links) von unserem Tisch im Restaurant aus





Und man darf es nicht persönlich nehmen, wenn einem angeboten wird, die weitere Konversation auf Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch oder Chinesisch zu führen. Und nix deutsch. Da ich so meine Erfahrungen mit Englisch sprechenden Franzosen habe, hab ich um Französisch gebeten.

Und die Sache mit dem Wein. Glasweise Weinbegleitung zu einem Menü ist ein Frankreich nur was für Weicheier. Das könne man natürlich gerne machen, aber er habe da jetzt nichts vorgesehen, sagte der freundliche Sommelier, was übersetzt so viel heißt wie: Hääää? Das meinen Sie doch nicht im Ernst!! Allerdings war seine Weinempfehlung für das Menü absolut passend. Man muss sich sowieso ganz in seine Hände begeben, denn was genau man essen wird, erfährt man nicht, man wählt lediglich die Hauptkomponente des Hauptganges, Fisch oder Fleisch, sowie die Anzahl der gewünschten Gänge (das Fünfgängemenü ist gerade richtig) und alles andere geht nach Tagesangebot und -form des Chefs.


Zur Tagesform des Chefs empfahl der Sommelier einen leichten Rotwein, am besten einen Pinot Noir, Burgund, Loire, er habe auch einen sehr interessanten Pinot aus dem Jura. Und dann überließ er uns dem Studium der wirklich guten Weinkarte, die sich allerdings nicht zur Aufgabe setzt, alle Weinbaugebiete dieser Welt anzubieten. Lieber die Konzentration aufs Wesentliche, was in Frankreich ja nur national gedeutet werden kann. Und einige interessante argentinische Wein, wegen des Chefs. Die würden uns ja durchaus interessieren, meinten wir. Ja, die wären sehr gut, passten aber nicht zum Essen da viel zu kraftvoll. Provenzalische Weine waren übrigens kaum vertreten und keinesfalls der lokale Adabei Domaines Ott, wofür ich im Geiste gleich mal einen Extrapunkt gegeben habe.

Dann wurden noch sehr intensiv Vorlieben, Abneigungen, Unverträglichkeiten, Allergien und ethische oder religiöse Einschränkungen abgefragt und ich hatte fast den Eindruck, dass Madame Colagreco ein wenig enttäuscht war, dass wir ausser einer Haselnussallergie nichts zu bieten hatten und versicherten, alles gerne zu essen. Wahrscheinlich hatte man ihr von den Deutschen diesbezüglich ganz andere haarsträubende Dinge erzählt.

Und dann ging's los und um ehrlich zu sein, so eine exzellente und außergewöhnliche Küche habe ich nicht erwartet. Ich bin sehr froh, dass ich kein professioneller Restaurantkritiker bin, der jetzt von Berufs wegen ein bisschen mäkeln muss, dass der Service ein Weinglas zu früh abgeräumt hat (am Nebentisch) und vielleicht die Doppelung des Einsatzes von Holunderblüte sowie den recht häufigen Gebrauch von Ingwer bekritteln. Für mich war das Menü von vorne bis hinten stimmig, perfekt komponiert und handwerklich auf höchstem Niveau gearbeitet. Dass der Guide Michelin hier nur zwei Sterne gibt, kann ich mir nur mit dem Fehlen eines gewissen Brimboriums erklären, das aber weder zum eleganten Ambiente noch zum leichten mediterranen Flair des Hauses gepasst hätte. Aber gerade in Frankreich sind mir viele Entscheidungen dieses Guides eh ein wenig unverständlich. Vielleicht kocht Monsieur Colagreco ihnen zu wenig französisch, da sind sie ja sehr eigen.

Seine Küche ist eine perfekte Verbindung seiner Wurzeln und Einflüsse, italienisch, französisch, südamerikanisch. Nichts wirkt willkürlich zusammengehauen, alles ist stimmig, unerwartet und von einer perfekten Harmonie von Aromen und Texturen. Keine große Show, eher elegantes Understatement.

Und bei der Frage nach begleitendem Wasser wird einem keinesfalls das besagte Mineralwasser angeboten, sondern ein stilles Wasser, das sehr gut zum Essen und zum Wein passt, Blubber wäre an manchen Stellen zu intensiv.

Für uns alles in allem "a perfect day" , vor allem, weil wir keinesfalls pappsatt und unbeweglich, sondern frisch und rundum zufrieden das Haus verließen. Und das kleine Tüpfelchen auf dem i war die wunderbare Seife auf der Toilette, da war ich schon versucht, mir mindestens drei mal die Hände zu waschen.

Nun zum Menü im einzelnen:



Gruß aus der Küche

Palourdes mit Streifen und von flachen Bohnen und Kumquats mit Ingwersaft affiniert, Knusperröllchen mit einer Mascarponecreme mit Zitronensaft und Zitrusfruchtzesten, schwarzes Millefeuille mit Pistaziencreme und rohes Sardellenfilet

Eine hervorragende Vorspeise, normalerweise sitzen ja immer viele Nichtaustern- bzw.  Nichtfrischmuschellieberhaber am Tisch, so dass die Liebhaber die doppelte Menge bekommen; hier leider nicht. Dafür hab ich das zweite Sardellenfilet erorbert - Männer und Sardellen - tztz.


Argentinisches Brot mit Olivenöl aus Menton, aromatisiert mit den Zitronen aus Menton und Ingwer, sowie einem Gedicht von Pablo Neruda

Ganz frisch gebacken, knallheiß, Achtung beim Anfassen!


Vorspeise

Onsen-Ei in Blumenkohlemulsion mit Haselnüssen (ohne für den Allergiker) und Räucheraalschaum

Das Ei von perfekter Konsistenz, die Kombination Haselnuss und Blumenkohl muss ich unbedingt ausprobieren.


Vorspeise

Carpaccio vom Bonito mit Himbeerpürre, frischen Himbeeren und Holunderblüten

Wer glaubt, es gäbe nichts langweiligeres als ein Carpaccio darf mir seine Portion gerne überlassen.


Fischgericht

Calamar di Bodighera mit frittierten Miniartischocken und Bagna Cauda

Schon die Präsentation des in schmale Streifen geschnittenen Fischs war bemerkenswert, der Saucenklassiker war nur dezent verfeinert.


Fleischgericht

Sous-vide geagarte Schweinebrust in Mole, karamellisierte Äpfel und gedünstete Navetten

kurz gesagt, die Kombination von Schweinefleisch, Blutwurst und Äpfeln funktioniert überall immer, die Sauce war eine Verbindung der mexikanischen Mole mit leicht scharfen Aspekten sowie Lebkuchengewürzen und einer klassischen Blutwurst (von der man aber nur das Blut entliehen hatte), die karamellisierten Äpfelchen dazu, da kam ich als Rheinländer schon fast richtig heimisch vor.


Vordessert

Joghurteis in klarer Suppe von grünem Apfel und Koriander auf Tuile von weißer Schokolade mit Spargelmousse und Apfel-Karamell

Der heimlich Star, so unspektakulär im kleinen Schüsselchen ruhend.


Dessert

Erdbeeren, marinierte Rhabarberstreifen, Rhabarbergelee, Styropor von Mascarpone, Holundersirup und Holunderblüten

Das Dessert hat nach dem klassischen "jetzt gib dem Affen Zucker" Prinzip noch mal alle Register gezogen, den Gast zu ergötzen.



Kaffee, Zitronenmadeleines, Mateteemacarons, Karottengelee, Schokoladenstangen


Restaurant Mirazur
30 Bd. Aristide Briand
F-06500 Menton
Tel +33.(0)4.9241.8686
(Montag und Dienstag Ruhetag, im Juli und August auch Dienstag geöffnet)





Weinrallye # 73 – Wein ohne Schnick-Schnack

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Männer im Allgemeinen und Praktikanten im Besonderen sind ja gerne mal etwas schlichter strukturiert. Während sich also die Chefin hier noch ausgesprochen dialektisch mit der Frage beschäftigt, wer, wie, was denn mit „Weine ohne Schnick-Schnack“ gemeint sein könnte, halte ich mich nicht mit solchen eher akademischen Nebensächlichkeiten auf. Auch ohne nachzudenken (nicht nachdenken kann ich gut) ist mir klar:


Vor allem, wenn ich der Annahme folge, dass „Schnick-Schnack“ von „Reden“ kommt. Hier also von Schweigen. Das kann er, der Gerd Keller, in unnachahmlicher Weise verschweigen, was er für herrliche Weine macht.

Aber erst mal von Vorne:

Wer seine Weine mit so wohlklingenden Namen wie „Fetz“ „Frossch“ „Rambas“ „Gsälzbär“ oder „Schella“ beglückt, muss Humor haben. Und mit inneren Widersprüchen scheint er auch keine Problem zu haben. Sonst würde er sich nicht auf eine Messe stellen, mit der festen Absicht, dort keine Gespräche zu führen.

Jedenfalls bin ich so auf der „Slow Food 2013“ erstmals auf Ihn gestoßen. Also nicht, dass er unfreundlich gewesen wäre, aber wer einen Wein probiert, und beispielsweise mitteilt, dass „der aber wirklich eine feine Frucht, mit sehr gelungener Säure und einen bemerkenswerten und so weiter…“, dem sollte als maximalenthusiastische Reaktion ein „Joh“ genügen.

Nur als ich den Schwarzriesling-Sekt eher widerwillig probierte und ziemlich überrascht war, wie gut der ist, da konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Auf seine Flaschen schreibt er „einfach Wein“ und auch mit seiner Berufsbezeichnung „Wein-Bauer“ suggeriert er eine Banalität, die an keiner Stelle des Sortimentes eingelöst wird.

Meine seinerzeitige Bestellung hatte dann auch zu Hause Spaß gemacht, die Weine hatten kaum eine Chance auf Entwicklung in der Flasche. Aber ich wollte mir den Laden eh mal vor Ort ansehen. Als er mir da dann peripher zuflüsterte „i hann dir no a Magnum Geigenspiel dazuapagt.“, da hat er übrigens auch kurz gegrinst. Sein Sortiment macht es aber auch schwer, etwas nicht mitzunehmen. Und noch ist das Preis-Genuss-Verhältnis sensationell!

Und da soll ich jetzt einen Wein selektieren und beschreiben? Schwierig, normalerweise müsste ich den Schwarzriesling-Sekt nehmen. Noch niemals nie nicht habe ich eine solche Mineralität bei dieser Rebsorte wahrgenommen. Und dass Schwarzriesling solo, über feine Frucht verfügen kann, wusste ich bislang auch nicht. Nehme ich aber nicht. Ist eh dauernd ausverkauft. Und ich weiß nicht wie lange mein Vorrat reicht.

Andererseits ist die „Schella“ naheliegend. Weil „Schella“ sind die Frauen, über die Ihre Geschlechtsgenossinnen lästern und die sich mit Praktikanten meist gut verstehen. Ein Maul voll Wein, gelbe und exotische Früchte. Gewinnt noch mit etwas Käse!

Also doch wieder Riesling. Der „alte Reben“ wäre sehr erwachsen, klassisch und auch so, dass man sich den Boden sehr gut vorstellen kann.

Aber weil wir  ja gar kein bisschen und keinesfalls „Dings“, also Schnick-Schnack, wird es der „Frosch“. Ein knackiger Riesling vom „Häfnerhaslacher Heiligenberg“. Animierende Säure sagt man wohl. Und das stimmt. Knackig und animierend. Und natürlich die Zitrus-Palette: Zitrone, Limone, Grapefruit. Das Ganze schlank und doch mit angemessenem Nachhall.  Aber ohne Schnickschnack! Man merkt sofort, „Riesling“, und alles was dazu gehört. Aber nicht in der weichgespülten Fassung, sondern eckig, kantig und geradeheraus. Für fünfeurovierzig! Noch.




So, das war jetzt der Praktikantenbeitrag zur Mai-Wein-Rallye. Die von Michaela Loidl ausgerichtet wird. Das Thema war gewohnt weit gefasst. Schätze zwar, dass es auch das Brimborium beim Weinmachen gehen wird, aber wie erwähnt,  spricht mein Protagonist ja wenig.

Und wer weitere Erläuterungen der heutigen regionalen Begrifflichkeiten benötigt, soll sich melden.

Woher weiß eigentlich...

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 ...die Pfingstrose, dass Pfingsten ist?

Denn sein wir mal ehrlich, so einfach wie der Weihnachtsstern hat die Königin des Bauergartens es nicht. Schließlich ist Pfingsten mitnichten wie Heiligabend beispielsweise jedes Jahr am selben Datum, so dass sie sich schon beim Verblühen darauf einstellen kann: "Alles klar, Blätter fertig machen zum Verwelken, Wurzeln Energie einspeichern, in knapp 12 Monaten sehen wir uns wieder!"
Mal abgesehen davon, dass der Weihnachtsstern ja von den Gärtnereien produziert wird und das Datum nienicht verpassen kann ;o)

Nein, Pfingsten (Sonntag) ist, wie die meisten von uns wissen, genau 10 Tage nach Himmelfahrt und sieben Wochen nach Ostersonntag. Und Ostersonntag wiederum fällt immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, ist also somit in einem Vierwochen-Zeitfenster datumsflexibel. Weiß das die Pfingstrose? Kann ich jetzt davon ausgehen, dass ihre wunderschönen Blüten etwa mondsüchtig sind?

Ach, eigentlich ist es mir egal, wichtig ist doch, dass sie derzeit mit ihrer Pracht meinen Garten bereichert.


Wer allerdings eindeutig keine Rücksicht auf Feiertage, lange Wochenenden und Brückentage nimmt ist das Wetter. Jeder hierzulande kann sicher über ein verregnetes Himmelfahtswochenende oder ein verschneites Ostereiersuchen berichten.
ABER in diesem Jahr ist uns das Pfingswetter wohl gesonnen, denn die Wetterfrösche versprechen hochsommerliche Temperaturen (ich hoffe ja schwer, dass sie sich da nicht versprochen haben).

Ich habe in jedem Fall vorgesorgt. Der Grill scharrt ungeduldig mit den Hufen, der Sonnenschirm ist höchst gespannt, das Sommeroutfit liegt griff- und überwurfbereit im Schrank, die Sonneliegen habe sich schon mal ein Plätzchen im angenehm kühlen Baumschatten gesucht und die Wannen für ein kühlendes Fußbad warten nur auf den "Wasser marsch!"- Befehl.
Fehlt nur noch was Prickelndes! Für tagsüber unbedingt alkoholfrei...und nicht so süß..und nicht so künstlich und überhaupt total erfrischend und lecker mit Lust auf mehr.

Da hab ich was:
Aus Gründen war ich schon eine ganze Weile auf der Suche nach abwechslungsreichen, aromatischenGetränke naturrein& hausgemacht von Emma Christensen, welches im Frühjahr 2014 erschien.
Durstlöschern jenseits von (kristall)zuckerhaltigen Getränken, ob nun künstlich oder in der Biovariante. Schorlen aus Direktsäften mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser sowie alkoholfreies Hefeweizen (das zischt so schön) konnten mir auf Dauer keine ausreichende Abwechslung bieten. Und so stieß ich durch einen glücklichen Zufall auf das Buch
Neben den äußerst komplizierten Vorgängen des Bierbrauens und der Weinherstellung beschäftigt sich das Buch auch mit gebrauten Limonaden, Kefiren und Kombuchas.

Bevor ich mich auf die Suche nach gewöhnungsbedürftigen Lebendkulturen machen wollte, startete ich, wie das Buch selbst auch, mit Limonaden, welche nach dem Prinzip der Fassbrause hergestellt werden, sprich der Zucker unter Anwesenheit von Hefe in der Flasche zu Kohlensäure, jedoch nicht bzw. nur ganz gering zu Alkohol umgewandelt wird.
Das klang interessant und schien ungeahnte Möglichkeiten zu eröffnen, zumal das erforderliche Equipment sich in Grenzen hält.

Meine ersten Versuche startet ich mit einem Fläschchen flüssiger Reinhefe, welche mich in den Genuss von Ginger Ale und Bitter Lemon bringen sollte.
Das Prinzip der Limonadenherstellung ist relativ simpel und schnell beschrieben:
Aus Wasser, Zucker, Aromaten und Fruchtsäure (in der Regel Zitronensaft) wird die Basis hergestellt, anschließend die Hefe untergerührt und alles in Flaschen abgefüllt. Im Buch wird die Verwendung von dünnwandigen Plastikflaschen empfohlen, um die Druckerhöhung im Innern "ertasten" zu können. ich habe mich zunächst für die Herstellung von jeweils 2,5 Litern entschieden, wobei sich die Menge auf zwei 1-Liter-Glasflaschen mit Bügelverschluss und eine 500 ml Indikatorflasche aus Kunststoff verteilt.

Um er kurz zu machen, die ersten Versuche zur Limonadenherstellung konnten nicht mit Höchstpunktzahl bewertet werden. Ich mischte nach Vorgabe, stellte die Flaschen an einen hellen, warmen Ort ohne direkte Sonneeinstrahlung und drückte bei jedem Vorbeigehen zaghaft an den Plastikflaschen. Außer, dass sich ein paar Bläschen im Innern bildeten, tat sich nicht sonderlich viel. Nach über 48 Stunden dann ein spürbarer Druckanstieg, so dass die Flaschen in den Kühlschrank wanderten. Beim Öffnen wechselten sich dann Begeisterung und Enttäuschung ab, denn obwohl die Getränke geschmacklich schon ziemlich cool waren, stellte sich das Limonadengefühl aufgrund fehlender Kohlensäure nicht ein.

Eine erneute Recherche im Internet führte mich dann zu einem Lieferanten von getrockneter Reinhefe, mit der ich einen neuen Versuch startete.
Und was soll ich sagen, es klappte schon viel besser. Die Indikatorflasche zeigte nach ca. 18 Stunden eine eindeutige Außenwölbung, so dass ich alle Flaschen vorsichtig in den Kühlschrank manövrierte, vorsichtig deswegen, weil auch Glasflaschen irgendwann platzen können.
Die Limonade sollte mindestens über Nacht, besser noch ein paar Tage reifen. Meiner Ungeduld geschuldet öffnete ich die erste Flasche nach einer Kühlzeit von 2 Stunden und irgendwie schmeckte ich Hefe auf der Zunge. Den anderen Flaschen gab ich mehr Zeit, wovon der Geschmack profitierte.

Apropos öffnen. Die Flaschen sollten unbedingt über einem Waschbecken oder draußen geöffnet werden, leider setzt sich die Kohlensäure nicht so gut, so dass der Druck gaaaaanz behutsam abgelassen werden muss und es ohne Überschäumen fast nicht funzt.
Vielleicht haben da die Fachleute für Flaschengärungen noch einen ultimativen Tipp, wie die Flüssigkeit die Kohlensäure besser bindet, denn so eine Sektflasche lässt sich mit Vorsicht deutlich besser ohne inhaltsverluste öffnene als meine Limonadenbehälnisse...

Und hier nun die Rezepte:


Ginger Ale

Das Rezept habe ich dem aus dem Buch mit eigenen Anpassungen nachempfunden

für 2,5 l
250 ml Wasser plus mehr zum Aufgießen
25 g weißer Kristallzucker (für die Gärung, damit kommt die Hefe am besten klar)
1 g Salz
25 g Ingwerwurzel, geschält
1 EL Zuckerrübensirup (für die Farbe)
130 g Agavendicksaft (alternativ Kristallzucker oder anderes Süßungsmittel)
5-6 EL frisch gepresster Zitronensaft
0,5 g Champagner-Trockenhefe
 
Wasser erhitzen, vom Herd nehmen, Kristallzucker und Salz darin auflösen. Ingwer reiben und mit dem Zuckerrübensirup und Agavendicksaft zufügen.
Abkühlen lassen, Zitronensaft zugeben. Flüssigkeit abmessen und auf knapp 2,5 l Gesamtmenge aufgießen. Abschmecken und ggf. mehr Süße oder Säure zugeben. Ich empfehle nicht zu konzentriert abzuschmecken, da die Aromen noch durchziehen und sich intensivieren. Hefe zugeben, verrühren und mit Hilfe eines Trichters in Flaschen (oder eine große 2,5 l Plastikflasche) füllen, nicht zu voll, es sollte ein Luftpolster von mindestens 3 cm verbleiben, Flaschen fest verschließen.
An einen warmen Ort  ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen und gelegentlich die Plastikflasche auf Innendruck prüfen. Wenn die Flasche eindeutig gewölbt ist und bei Druck wenig nachgibt, für mindestens 12 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Flaschen vorsichtig (!) öffnen, die Limonade durch ein Sieb in Gläser füllen und es ordentlich zischen lassen!


Bitter Lemon

Hierfür gibt es in dem Buch kein Rezept, ich hab micheinfach von der Zutatenliste eines Bio-Bitter Lemons inspirieren lassen und habe mit den Mengen herumexperimentiert.

für 3,5 l (für kleinere Menge entsprechend umrechnen)
250 ml Wasser plus mehr zum Aufgießen
35 g weißer Kristallzucker (für die Gärung, damit kommt die Hefe am besten klar)
2 g Salz
geriebene Schale 1/2 Bio-Grapefruit
gerieben Schale von 5 Limetten
100 ml frisch gepresster Grapefruitsaft (die gelbe bringt mehr Bittergeschmack, die rosafarbene mehr Frucht)
100 ml frisch gepresster Limettensaft
100 ml frisch gepresster Zitronensaft
ein paar Streifen Zitronenschale (mit weißem Anteil für den bitteren Geschmack)
225 g Agavendicksaft (alternativ Kristallzucker oder anderes Süßungsmittel)
0,8 g Champagner-Trockenhefe

Wasser erhitzen, vom Herd nehmen, Kristallzucker und Salz darin auflösen, Agavendicksaft und die geriebenen Schalen der Limette und der Grapefruit zufügen. Abkühlen lassen.
Grapefruit-, Limetten- und Zitronensaft zugeben. Flüssigkeit abmessen und auf knapp 3,5 l Gesamtmenge aufgießen. Abschmecken und ggf. mehr Süße oder Säure zugeben. Ich empfehle nicht zu konzentriert abzuschmecken, da die Aromen noch durchziehen und sich intensivieren. Hefe zugeben, verrühren und mit Hilfe eines Trichters in Flaschen (mindesten eine davon sollte eine dünnwandige Plastikflasche sein) füllen, nicht zu voll, es sollte ein Luftpolster von mindestens 3 cm verbleiben, Schalenstücke der Zitrone auf die Flaschen verteilen, Flaschen fest verschließen.
An einen warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen und gelegentlich die Plastikflasche auf Innendruck prüfen. Wenn die Flasche eindeutig gewölbt ist und bei Druck wenig nachgibt, für mindestens 12 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Flaschen vorsichtig (!) öffnen, die Limonade durch ein Sieb in Gläser füllen und es ordentlich zischen lassen!



Weiter Erfrischungsexperimente wie z.B. Erdbeer- oder  Orangencreme-Limo (beides Rezepte aus dem Buch) stehen schon in der Pipeline. Aber auch Varianten mit Waldmeister, Rhabarber, Holunder oder einer Kräutermischung hab ich mir schon zum austüfteln vorgemerkt.

Manchmal kann ich es einfach nicht gut sein lassen!

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Aufgebrachter Praktikant "Typähnlich"

Jetzt habe ich alle möglichen Bilder durchgeschaut, und keines vom „Schoko-Soufflee medium“ gefunden. Und das ist jetzt echt ärgerlich. Weil es höchste Zeit ist, dieses wunderbare Rezept einmal enthusiastisch zu würdigen. Ist es eh schon lange, aber jetzt -> günstige Gelegenheit.

Wo ich da immer sehr gerne ein haushaltstaugliches Profirezept verwende, das von Uli kommt. 

Erfahrenen Chefkoch-Nutzern auch als „Beuscherl“ geläufig. Allzeit hilfsbereit, ausgesprochen kompetent und ohne Profiattitüde. Im Gegenteil, die letzten Jahre hat er sich sogar als Moderator in meinem ehemaligen Lieblingsforum (Menü) engagiert. 

Hätte er vermutlich noch länger, aber einerseits war er nicht immer ganz auf Linie, und andererseits musste dies, der ganz und gar äh einmaligen, "gottseidank unnachahmlichen" und leider immer noch maßgeblichen Schultüte mitgeteilt werden. Was diese äh äh äh „Community Managerin“ natürlich aus rein persönlichen Überlegungen heraus zum handeln gezwungen haben muss.

Eigentlich nicht schlimm. 

Aber nachdem die „AGB“ (diese niemalsnienichtgerichtsfesten CK-*lol-AGB) dann auch den chinesischen Veröffentlichungsvorschriften angepasst wurden, wollte Uli „Servus“ sagen. In höflicher hanseatischer Weise. 

Und dass sein Abschied-Thread kaum zwei Minuten Bestand hatte, ist bezeichnend. 

Ein kleines bisschen hat sie allerdings vergessen, die Schultüte, dass es noch andere Plattformen gibt, die veröffentlichen können, wie sie wollen. (ichsitzmirjetztaufdenhändendamitichkeinenstinkefinger…).


Hier zum Nachlesen der Abschiedthread von Uli:

„Ich war jetzt fast 14 Jahren hier im Chefkoch angemeldet, war jahrelang Moderator und habe in dieser Zeit immer gerne Usern mit Rat und Tat zur Seite gestanden und mich intensiv in das Forum eingebracht: Leider hat sich der CK in den letzten Jahren verändert. Aus meiner Sicht leider nicht immer zu seinem Vorteil. Quantität statt Qualität, wie eigentlich so häufig in unserer Gesellschaft, scheint die Devise zu lauten. Meine Versuche, daran etwas zu ändern sind leider gescheitert und darum möchte ich mich heute auch hier von allen verabschieden. Es war eine schöne, intensive und erfahrungsreiche Zeit für mich. Ich wünsche allen hier weiterhin einen regen und intensiven Austausch in Forum. Ich werde mich jedoch heute aus dem CK zurückziehen, da der Weg, den der CK eingeschlagen hat, nicht mehr der Meine ist und ich andere Vorstellungen von einem Forum habe, vor allem der Art und Weise es zu leiten. So werde ich nun in Zukunft meine Energie und mein Engagement anderen Zielen widmen.
Liebe Grüße Euer Beuscherl“

Also wenn man das schon nicht mehr aushält…

Aber jetzt steht ja Pfingsten an. Und das ist ja Erleuchtung. Also so vom religiösen her. Und das bin ich auch; also Erkenntnis:

  • Lamm an Pfingsten schmeckt besser als an Ostern!
  • Lamm und Spargel harmonieren durchaus
  • Engländer sind nicht ansatzweise so kulinarisch inkompetent, wie gerne behauptet wird.

Lammkotelette, Kartoffelgratin und Spargel-Erdbeer-Minz-Salat

Gratin: (ich liebe dieses einfache Gratin!)
500 g mehlige Kartoffeln
80 ml Sahne
80 ml Milch
Salz
Weißer Pfeffer
Musskatnuss
Knoblauch
Butter
  • Kartoffeln  schälen und in dünne Scheiben hobeln.
  • Eine feuerfeste Form mit Knoblauch ausreiben und buttern
  • Die Kartoffeln einschichten
  • Milch und Sahne zu einer „Royal“ vermengen, würzen
  • Über die Kartoffeln gießen. Dabei sicher stellen, dass die Flüssigkeit gut zwischen die Schichten geht
  • in den kalten Backofen, direkt auf den Boden, stellen. Diesen auf 160 ° aufheizen. 
  • Wenn die oberste Schicht zu dunkel wird, mit Alufolie abdecken. 
  • Das Ganze braucht etwa 40 Minuten ab Erreichen der Temperatur.

Salat:
300 g Grüner Spargel
300 g Weißer Spargel
100 g Erdbeeren
3 Stengel Minze
Erbsensprossenöl
Weissweinessig
Salz
Pfeffer
  • Spargel gar kochen und etwas abkühlen lassen
  • Mit etwas Spargelwasser, Essig, Salz, Pfeffer und Erbsensprossenöl eine Vinaigrette herstellen
  • Erdbeeren vierteln
  • Minze (ich habe ziemlich armomatische Spearmint) von den Stengeln zupfen, etwas klein hacken
  • Alles vermischen

Lamm:
eine Lammkrone
Salz
Pfeffer
Olivenöl
Butter
  • Fleisch sauber vom Knochen trennen (Ich werfe den in den Gefrierschrank bis zum nächsten Lammfond)
  • In einer heißen Pfanne mit einer Olivenöl-Butter-Mischung anbraten
  • In Alufolie eingepackt ruhen lassen.
  • Noch kurz durch heiße Butter ziehen
  • Ausgetretene Bratenflüssigkeit angießen
  • Mit kalter Butter monieren

Anrichten.
  


Obacht Ohrwurm!

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Unser Garten befindet sich ganz in der Nähe der Isar, einem Abschnitt der Isar, der mit Flößen befahren wird. Diese Floßfahrten starten in Wolfratshausen und enden in München an der Floßlände. Neben der schönen Landschaft werden zur Unterhaltung der Besatzung Kaltgetränke und eine musikalische Begleitung geboten, letztere in der Bandbreite Blasmusik bis Partymucke. Wenn der Wind ungünstig steht kommen wir so in den Genuss mit beschallt zu werden. Da unser Garten tendenziell gegen Ende der Fahrt liegt ist die Stimmung an Bord prächtig und die Musik entsprechend. Und da passiert es immer wieder: ich fange mir einen Ohrwurm ein.
Als bekennender Serviceblog hier eine kleine Auswahl zum Mitnehmen (als Zusatzservice habe ich zum Nachhören Links eingestellt). Die Liste darf gerne nach Belieben ergänzt werden...

Fangen wir mit den harmloseren an, die plätschern eine Zeit lang neben her und sind nicht besonders schwer wieder los zu werden.

„Que sera, seraaaa, whatever will be, will beeee….“- Doris Day nimmt man den doch auch nicht wirklich übel.

„Tausend mal berührt, tausend mal ist nix passiert“ *träller – auch noch ganz ok, oder?

Ja, ich weiß, es ist Juni. Trotzdem. „Laaaaaast Chrismas...“

Seid ihr noch da? Jetzt wird’s gleich etwas anstrengender, öffnen wir die Schlagerkiste:
Da darf Modern Talking nicht fehlen. Jetzt alle Discofox! „You’re my heart, your my soul!”

Und auch der gute Roland nicht: „Santa Maria, Insel die aus Träumen geboren…“

Auch schön:„ich will nen Cooooowboy als Mann!“ und aus der selben Kategorie„ich will keine Schokolaaade…“

Und noch zwei absolute Knaller, die nicht fehlen dürfen:

„Dsching, Dsching, Dschingis Khan! He Reiter - Ho Leute - He Reiter - Immer weiter!

„Hossa! Hossa! Fiesta, Fiesta Mexicana…“


Einen kleinen Exoten hab ich auch dabei, einmal Konfirmandenfreizeit reicht aus, um ihn nie wieder zu vergessen. Wir nehmen uns jetzt alle an der Hand und bilden einen Kreis ums Lagerfeuer. Der Praktikant spielt Gitarre. Und jetzt alle! „I like the flowers, I like the daffodils, I like the mountains, I like the rolling hills, I like the fire place when the light is low. Dum di da di dum di da”
Heftig!

Wenden wir uns lieber Flora und Fauna zu:
„Schöööön ist es es auf der Welt zu sein, sagt die Biene zu dem Stachelschwein…“

„Und diese Biene die ich meine nennt sich Majaaaaa!“

Auch Liebhaber der Augsburger Puppenkiste sollen nicht zu kurz kommen: „Ei-ne Insel mit zwei Bergen und im tiefen, weiten Meer, mit viel Tunnels und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr“

Und natürlich hab ich auch was für unsere Klassikfans! Wie wäre es mit dem Bolero, dem Gefangenenchor aus Nabucco oder dem Vogelfänger aus der Zauberflöte?

Zur Erholung, bevor jetzt die ganz schweren Geschütze kommen: 1492 Conquest of Paradise (Wer hat an Henry Maske gedacht?)

Den zarten Seelen empfehle ich jetzt weg zu lesen, hier kommen meine ab-so-lut schlimmsten Ohrwürmer. Strunzdummer Text, schrecklich einfache und damit eingängige Melodie! Absolut Ballermann tauglich!

Dieses grausame Machwerk: „rititii, rititiii, morgen hamma Schädlweh, rititii, rititii, Schädlweh ist schee!“

Und was mich jüngst am Wochenende ereilte:
„Da hat das rote Pferd sich einfach umgekehrt und hat mit seinem Schwanz die Fliege abgewehrt…“


So, ich hoffe es war ein Ohrwurm nach Eurem Geschmack dabei. Falls Ihr ihn wieder los haben wollt hilft übrigens ein Gegenohrwurm. Mein Favorit ist die Titelmelodie vom Monaco Franze, aber auch die Hymne des favorisierten Fussballvereins kann helfen.

Dann können wir ja jetzt zum Dessert übergehen:

Beereneis, Mascarpone-Hollerblüten-Creme, Erdbeeren und Crème brûlée.

Für das Beereneis habe ich Elines Grundeismasse mit einem Püree diverser in der Tiefkühltruhe befindlicher Beeren vom letzten Jahr (Erd-, Brom-, Johannis, Blau- und Himbeeren) zu einem Eis verarbeitet.
Für die Mascarponecreme wird Mascarpone mit Hollerblütensirup und Zucker nach Geschmack aufgeschlagen und die Erdbeeren darauf angerichtet.

Der Ernst des Lebens ...

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... hat für Thorstenangefangen. So sagt man doch, wenn jemand das Abitur bestanden hat. Natürlich fängt der Ernst des Lebens gefühlt alle Naselang an, beim Eintritt in den Kindergarten, bei der Einschulung, dem Wechsel aufs Gymnasium, dem 18. Geburtstag, Kommunion/Konfirmation, dem Bestehen der Führerscheinprüfung. Aber das Abitur, das Zeugnis der Reife, das ist wirklich eine Zäsur zwischen der behüteten Welt von Schule und Familie und den eigenen Füßen auf denen man in der Uni/der Lehre stehen muss.

Ihr erinnert Euch an Thorsten, den jungen Mann mit der großen Liebe zum Wein, einer unserer liebsten Bloggerkollegen. Er hat es geschafft und sein Abitur bestanden und bevor es mit dem Ernst des Lebens losgeht, ist jetzt feiern und freuen angesagt. Wir haben ihn bei seinen ersten Bloggerschritten unter unsere Fittiche genommen, seine Blogger- und Weinliebhaberentwicklung beobachten und begleiten dürfen und so sind wir auch ein wenig glücklich und stolz, dass er es geschafft hat und freuen uns mit ihm. Herzlichen Glückwunsch vom gesamten 180°-Team inklusive Praktikant, Löwe und Chefkommentator!

Und natürlich sind wir auch ein wenig um sein Wohlergehen besorgt, wenn er denn jetzt irgendwann mal den ersten eigenen Haushalt haben wird. Nicht dass der Junge sich nur von Konserven oder Fastfood ernährt. Wir finden, er sollte ein paar gute Rezepte haben, um sich schnell ein gesundes und leckeres Essen zu zaubern.

Und wenn er mal jemanden einlädt, soll er sich ja auch nicht blamieren.

Deswegen gibt es Nudeln. Nudeln gehen immer, Nudeln machen satt, Nudeln sind Sportlernahrung und Thorsten ist auch sportlich, da braucht es Kohlehydrate und Eiweiß.

Vorher, da wir ja schon beim Sport sind, muss ich natürlich noch den obligatorischen 180°-Beitrag zur Fußball-WM leisten. Der Leo hat sich dieses Mal mit seinem WM-Bullshit-Bingowirklich selber übertroffen. Aber wir haben ja auch als ernst zu nehmendes Food/Wein/Fußball/Gedöns-Blog einen Ruf zu verlieren.

Leos ultimatives WM-Bullshit-Bingo


Jetzt aber wieder zu den Nudeln für Thorsten

Linguine mit Flusskrebsen, Bohnen und Champignons
(1 Portion für einen guten Esser)


1 Schalotte (Torsten, das sind diese kleinen etwas länglichen Zwiebeln), in feine Würfel gehackt
2 Handvoll Stangenbohnen, geputzt und blanchiert (Torsten, blanchiert heißt, kurz so 3 Minuten, in kochendem Salzwasser gegart und dann ins kalte Wasser gegeben, damit sie nicht weiter garen)
1 Handvoll frische Champignons, blättrig geschnitten (nix Dose!!!!)
100 g Flusskrebse vom Fischhändler Deines Vertrauens (oder Krabben, die sind etwas preiswerter)
2 getrocknete Tomaten, in feine Würfel geschnitten
2 EL Olivenöl
1 EL Butter
50 ml trockener Weißwein
100 ml Gemüsebrühe (fürs Erste kannst Du ordentliches Biobrühpulver nehmen, aber die Toni hat da ein ganz einfaches Rezept, wie man das selber macht)
100 ml süße Sahne
Salz
gemahlener schwarzer Pfeffer (fang erst gar nicht mit Pfefferpulver an, lass Dir eine ordentliche Pfeffermühle schenken)
Paprikapulver, scharf
1 Stängel Bohnenkraut, die kleinen Blättchen abzupfen

150 g Linguine (ok, die brauchst Du –noch- nicht selber zu machen)

Olivenöl und Butter in einer großen Pfanne erhitzen und die Zwiebelwürfel anbraten, die dürfen dabei nicht braun werden (das nennt man anschwitzen), dann die Champignons, die Tomatenwürfel und die Bohnen dazu geben, alles etwas einkochen lassen (also so, dass die Flüssigkeit fast vollständig verdampft).

Mit der Gemüsebrühe ablöschen (also die Gemüsebrühe dazugeben), diese ebenfalls etwas einkochen lassen, danach den Wein dazu geben, weiter einkochen lassen, bis die Masse sämig wird, mit Salz, Pfeffer, Paprika  abschmecken. Warm halten.

Jetzt die Linguine nach Packungsanweisung gar kochen, ein paar Esslöffel vom Nudelkochwasser in die Pfanne geben und die Nudeln abschütten (also das Wasser weggießen). Danach die Nudeln in die Pfanne zum Gemüse geben, die Flusskrebse (oder Krabben) und die Bohnenkrautblättchen dazu geben, etwa zwei Minuten zusammen garen und dann in einen vorgewärmten tiefen Teller füllen.



Und dazu gibt es

2011 Sauvignon blanc I
von Winning, Pfalz

den ersten Schluck nimmst Du vor dem Essen, damit Du zunächst mal diese wunderbare Nase aufnehmen kannst, ein ganz klein wenig schweflig, hochmineralisch, Stachelbeere, frische Gartenkräuter.

Im Mund spürst Du als erstes die stahlig klare kühle Eleganz, Aromen von Grapefruit, hellen Johannisbeeren, Limetten, Pfirsich, zurückhaltender Schmelz und zum langen Abgang hin ein wenig Karamell.

Beim Essen wirst Du feststellen, wie der Wein sich etwas verändert, sich dem Essen anpasst, sich an die leichte Schärfe der Sauce schmiegt und wie er mit den Krabben spielt.

Ein kleines Festessen, aber das hast Du Dir ja auch redlich verdient.


Egoismus erwünscht

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Der Fernseher läuft, irgendwas mit Kochen. Die Frau, die gerade das Essen am heimischen Herd vorbereitet, kommentiert, was sie da so anstellt."...anschließend geben wir die Kräuter zum Fleisch und schieben es in den Ofen." 
Hä? Wieso wir? Ich sehe ausschließlich SIE werkeln und verstehe nicht so ganz, wieso sie von sich in der ersten Person plural spricht. Vielleicht gehört sie dem alten Adel an? "Wir wünschen nun, unserer Ruhe genießen zu dürfen..."
Aber wieso sollte eine Adlige es nötig haben, selbst am Herd Hand anzulegen? Verarmter Adel? Näää, irgendwie glaub ich das nicht. Denn...

...ich drücke eine Taste auf der Fernbedienung und lande bei einer weiteren Vollstreckung des Kochhandwerkes. Diesmal jemand, der vor Publikum kocht, in einem Studio. Ich kenne den, hab den schon ein paar Mal gesehen. Auch dieser Mensch kommentiert seine Tätigkeit "...zunächst schneiden wir das Fleisch in feine Streifen und braten es in der heißen Pfanne an...". Schon wieder Adel? Dieser Zufall wäre wohl zu unglaublich. Möglicherweise wird dieser Koch aber von seinem (für andere nicht sichtbaren) Freund Harvey assistiert? Deswegen die Formulierung. Mir wird schwindelig.

Erneuter Programmwechsel. Anderes Genre, eine Talkshow.
Aktuell wird einem Extremsportler eine passable Redezeit eingeräumt. Die humorvolle Moderatorin stellt Fragen, der Sportler anwortet."...man spürt diesen Kick, wenn man oben steht und in den Abgrund blickt..." 
Wie? Man? Oder Mann? Wie will DER das denn wissen? Neenee, will ich entgegnen und hebe schon fast den Zeigefinger als Zeichen des Protestes, aber er kann mich ja gar nicht sehen.
Der Herr Suse z.B. spürt keinen Kick, wenn er irgendwo ganz oben steht und der Abgrund oder sonst irgendetwas sich in der Tiefe erschließt. Der hat nämlich Höhenangst. Also, wie kommt der darauf.

Ich bleibe trotzdem an der Talkshow hängen. Im Laufe der Sendezeit kommen zugegebenermaßen durchaus interessante Menschen zu Wort. Aber was müssen meine Ohren ständig für Sätze vernehmen? "Man ist schon ab der ersten Seite gefesselt" wird über einen neuen Roman konstatiert. "Das kann man überhaupt nicht nachvollziehen", "Man ist begeistert von dem Ergebnis" uswusw.
Wie kommen die bloß darauf, dass es jedem, oder zumindest einer breiten Masse, für die schließlich dieses kleine dreibuchstabige Wörtchen steht, genauso geht wie ihnen selbst?
Warum sagen so viele Menschen heutzutage wir oder man, wenn sie doch eigenntlich über ihre ganz subjektiven Erfahrungen, Eindrücke, Tätigkeiten oder Gefühle sprechen?

Liegt es daran, dass uns aus Angst vor krankhaftem Egoismus bzw. Egozentrik jegliche Benutzung des Wörtchens ich weitestgehend aberzogen wurde. Ermahnungen wie "Der Esel nennt sich selbst zuletzt"oder"Beginne keinen Brief mit ich" prägen seit frühester Kindheit und enden schließlich in einer verbalen Assimilation, bloß nicht aus der solidarisierten Masse herausstechen.
Alternativ wäre für mich auch die Erklärung plausibel, dass Personen für ihre Meinung nicht persönlich angreifbar zu sind, denn es handelt sich hierbei ja lediglich um die Wiedergabe einer einhelligen Meinung von vielen. Schlimmschlimmschlimm.

Seitdem ich einmal darauf aufmerksam geworden bin, stolpere ich ständig über dieses rhetorische Phänomen und jedes Mal versetzt es mir einen kleinen Stich, als wenn ich ein Musikstück höre, bei dem ein Instrument eine halben Note tiefer gestimmt ist.

Vielleicht geht es dem ein oder anderen geneigten Leser nach meinem kleinen Exkurs ja jetzt genauso, achtet doch mal drauf!

Ich geh in der Zwischenzeit in die Küche, um mich abzureagieren. Schließlich benötigt man nach solchen geistigen Ergüssen dringend was Herzhaftes ;-)

Geschmortes Rindfleisch mit Austernpilzen


500 g Rouladenfleisch
2 Stück Ingwer je ca. Walnussgröße
3 Knoblauchzehen
5 EL Sojasoße
3 EL Reiswein
2 EL Rapsöl
1-2 EL Speisestärke
400 ml Rinderbrühe
1-2 EL Chilisoße
1 EL Zuckerrübensirup
Schwarzer Essig
1 TL Koriandersamen, gemörsert
450 g frische Austernpilze
200 g Mungosprossen
1 Gemüsezwiebel

Fleisch falls erforderlich parieren und quer in schmale Streifen schneiden.Ein Stück Ingwer schälen und reiben, Knoblauch pellen und fein würfeln, mit Sojasoße, Reiswein und Rapsöl unter das Fleisch mischen. Mit Speisestärke bestreuen und alles gut verrühren, 30-60 Minuten marinieren.
In der Zwischenzeit Pilze in Streifen schneiden, Zwiebel pellen, vierteln und in Streifen schneiden, Mungosprossen waschen. Alles beiseite stellen.

Fleisch in heißem Öl in einem Wok portionsweise anbraten. Anschließen Fett aus dem Wok abgießen, Fleisch wieder hineingeben und mit Brühe ablöschen. Das zweite Stück Ingwer schälen, grob zum Fleisch reiben, Zuckerrübensirup, Chilisoße, Koriander, etwas Sojasoße und schwarzen Essig zugeben. Abgedeckt ca. 30 bis 45 Minuten schmoren.

Austernpilze in einer heißen Pfanne separat scharf anbraten, ebenso die Zwiebeln und die Sprossen. Alles zum Fleisch geben, kurz durchziehen lassen und final abschmecken.



Dazu gab es einen fruchtig schmelzigen 2011er Blanc de Noir vom Merlot von unserem Pfälzer Haus und Hof Weingut Schäfer aus Mußbach.

Hochgenuss

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Obst und Gemüse aus eigenem Anbau zu essen erfüllt mich mit überschwänglicher Freude, weil ichbesveigenhändig knackfrisch geerntet habe und genau weiß, was unter welchen Umständen die Leckereien herangewachsen sind.
Gemüseanbau ist dabei die Königsdisziplin, denn viele Obstsorten lassen sich einfach Jahr für Jahr vom Baum oder Busch pflücken, welche neben Wasser, Düngegabe und Beschnitt wenig Pflege benötigen…von Erdbeeren vielleicht mal abgesehen.
Gemüse hingegen wird gesät, vorgezogen, pikiert, gepflanzt, angehäufelt, ausgegeizt, gehackt, bewässert, gemulcht und vieles mehr.
Nichtsdestotrotz ist der Verzehr von Karotten, Spinat, Zwiebeln, Mais, Tomaten, Porree, Kartoffeln, Bohnen undundund aus dem eigenen Anbau eben ein ganz besonderes Vergnügen und so gibt es seit Anlage unseres Gartens in der 180°-Niederlassung Nord auch einen Bereich für den Gemüseanbau, welcher mir im Laufe der Jahre zugegebenermaßen nicht immer nur Freude bereitet hat.

Da wir hier einen recht schweren Boden haben, der zwar die Feuchtigkeit gut hält und von mindestens 20einhalb Regenwürmern pro Spatensicht bewohnt ist, wird eine kurzzeitige Vernachlässigung der Flächen mit einem in Windeseile heranwachsenden Dschungel aus Melde, Quecke, Ackerschachtelhalm, Vogelmiere, Kamille usw. bestraft. Außerdem scheint unser Garten ein Eldorado für (Nackt)Schnecken zu sein, welche in der Vergangenheit den Anbau jeglichen Salates und Kohls nahezu unmöglich machte.
Was also tun?
Wie kürzlich berichtet, entstand bereits im vergangenen Jahr ein schönes Tomatenhaus im Selbstbau, welches zumindest den beliebten Nachtschattengewächsen dieses Jahr ein heimeliges zu Hause bietet, Bauerfahrungen sind also mehr als gesammelt.

Aber wie am besten für die anderen Gemüse eine ähnlich anmutende Wellnessoase schaffen?
Schnell wurde die Idee von zwei Hochbeeten geboren, welche "mal eben" vor der Anbausaison 2014 errichtet werden sollten:
Also in die Hände gespuckt und ran an die Arbeit!
Die Beete sollten frei stehend von allen Seiten bearbeitet werden können und so wählten wir die Abmessungen 1,2 m x 1,8 m je Hochbeet mit einer Höhe von jeweils knapp 80 cm. Die Konstruktion planten wir aus 32 mm dicken unbehandelten Lärchenbrettern. In den Ecken und an den langen Seiten jeweils mittig sollten Kanthölzer 90 x90 mm für Stabilität sorgen.

Bevor es nun losgehen konnte, wurde sämtliches Konstruktionsholz zweimal mit einer Öllasur als Witterungsschutz gestrichen.

 Dann wurde zunächst der Kasten ausgerichtet und zusammengebaut.


An der Unterseite wurde nun ein engmaschiger Draht befestigt, um ein Eindringen von Tieren, insbesondere Wühlmäusen, zu verhindern.
Von innen wurde der Kasten mit einer Noppenfolie, wie sie bei Kelleraußenabdichtungen verwendet wird, ausgekleidet. Die Folie soll das Holz gegen die Erdfeuchte schützen und gleichzeitig dafür sorgen, dass eintretende Feuchtigkeit durch z.B. Regen über die Noppen abfließen kann.


Die Hochbeete sind im Bereich der Kanthölzer auf halbierten Gehwegplatten gelagert, um eine bessere Ausrichtung zu erzielen und auch hier den Einfluss von Erdfeuchte möglichst ausszuschließen.



Anschließend konnte mit dem Befüllen begonnen werden:


Zuerst haben wir eine ca. 30 cm starke Schicht mit Baumschnitt, Laub, Gartenabfällen, Rasenschnitt und Rindenresten vom Holzhacken eingebracht.
Bevor weiter befüllt werden konnte, wurde ein starker Edelstahldrahl über je eine Schraube pro Mittelpfosten gespannt, damit die Beete später dort nicht aufgrund des Erddrucks ausbeulen.
Weiter ging es mit grobem Kompost, gefolgt von feinem Kompost und zum Schluss mit Pflanzerde.




Das alles ging trotz anfänglicher Schwierigkeiten dann doch relativ schnell, so dass die Aussaat bzw. Bepflanzung rechtzeitig beginnen konnte.
Spinat, Knoblauch, Erbsen, Dill, Karotten, Radieschen, Knollensellerie, Kohlrabi, Blumen-, Rot- und Spitzkohl, Minigurken, Rote Bete, Wurzelpetersilie, Eissalat, Kapuzinerkresse und ein paar Blumen erfreuen seitdem durch üppiges Wachstum mein Gärtnerinnenherz.
 Geerntet habe ich schon einiges und das bei gelegentlichem Unkrautzupfen im Vorbeigehen.In der umliegenden, noch in reduziertem Umfang vorhandenen Beetfläche auf Bodenniveau hingegen, sprießen Melde und Co. wie gewohnt fast üppiger als die Erdbeeren, der Mais und die Bohnen, die dort wachsen dürfen. Ein paar Fraßstellen an Rhabarber, Zinnien und Erbsen sind natürlich auch schon zu erkennen, aber lange nicht mehr so viel wie früher. 
Schlauerweise haben wir nämlich die Wege um die Hochbeete mit einer Metallkante eingefasst und die Fläche mit Hackschnitzel befüllt, die für die Schnecken eine natürliche Barriere darstellen. Nichtsdestotroz wurden die Hochbeete zusätzlich mit einer Schneckensperre versehen, indem von unten an die umlaufenden Abschlussbretter Winkelbleche aus Aluminium befestigt wurden (s. Bild links).

Und so sieht es nun aus im Gemüsebeet der NL Nord zwopunktnull:

Besonders wichtig ist mir noch zu erwähnen, dass wir ohne die riesengroße Unterstützung zweier ganz besonders lieber, fleißiger Heinzelmännchen die Umsetzung in so kurzer Zeit nieundnimmernicht geschafft hätten, sowohl kräfte- als auch zeitbegründet. An dieser Stelle ganz besonders lieben Dank an die zwei :o)
So, und nun also wieder zurück zu meinem neu gewonnen Gärtnerinnenglück. Nachdem wir bereits reichlich Spinat, einen Eissalat und einen zarten Spitzkohl geerntet und verspeist haben, stand am Wochenende unser allererster Kohlrabi aus eigenem Anbau auf dem Speiseplan.
Wir zwei essen den zartesten und mildesten Vertreter der Kohlsippe äußerst gern. Ich wollte den zarten Genuss noch besonders herauskitzeln, in dem ich den Kohlrabi in dünne Scheiben geschnitten und mit ebenso dünnen Kartoffelscheiben zu einem Gratin verarbeitet habe. 
Bei Kohl kann ich es meistens nicht lassen, stets mit ein bisschen Curry zu würzen, da beide zusammen eine perfekte geschmackliche Partnerschaft eingehen. Aufgrund der zarten Süße des jungen Kohlrabis hab ich auf jegliche Zugabe von Zucker verzichtet.

Zartes Kohlrabi-Kartoffel-Gratin


1,5 Kohlrabi sowie ein paar zarte Blätter
Eine ähnliche Menge (Gewicht) an Kartoffeln
ca. 400 g Sahne
2-3 TL Mehl
Ca. ¼ TL Currypulver
Salz
Pfeffer
Muskat
Etwas geriebener Käse (ich hatte eine Mischung aus Parmesan und Gruyère)
Butter




Kohlrabi und Kartoffeln schälen. Kohlrabi längs halbieren. Alles auf der Aufschnittmaschine (oder mit dem Gemüsehobel) in ca 1-2 mm dünne Scheiben schneiden und in eine gebutterte Auflaufform dachziegelartig einschichten, salzen, pfeffern.
Sahne in einer Schüssel mit dem Mehl, Currypulver, etwas Salz, Pfeffer sowie frisch geriebener Muskatnuss verrühren. Kohlrabiblätter fein schneiden und bis auf ein bis zwei EL unter die Sahnemischung rühren, diese anschließend über das Gemüse gießen. Weinige Butterflöckchen (können aber auch weggelassen werden) darüber verteilen und bei 200°C zunächst für 20 Minuten in den Backofen geben.
Den Käse dünn über das Gratin verteilen und weitere 20-25 Minuten backen, ggf. zwischendurch die Temperatur etwas drosseln, wenn der Käse zu braun wird. Wenn das Gemüse den gewünschten Gargrad erreicht hat, das Gratin außerhalb des Backofens noch ca. 10 bis 15 Minuten ruhen lassen.




Glückwunsch!

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Das hat Sie ja toll hin bekommen, die Liga. Also die Fußballbundesliga.

Spannung bis zum letzten! Trotz der schieren Übermacht des FC Bayern, ist es diesem nicht gelungen, zusammen mit der Herbstmeisterschaft auch schon die offizielle Meisterschaft zu feiern. Wer fragt da noch nach Torlinientechnik?

Toll auch, wie manche Mannschaften beinahe eine Halbzeit mitgehalten haben. Mein VfB Stuttgart zum Beispiel hat nicht nur gegen den FC Bayern fast nicht verloren, sondern auch anschließend sehr oft beinahe gewonnen. Manchmal sogar mit Unentschieden.

Jedenfalls sei es den Bayern gegönnt, dass sie nach langer Durststrecke endlich wieder einen Titel feiern können. Die drei von der letzten Saison sind ja schon lange her, irgendwie.

Und auch dass jetzt bis März gewartet werden musste, bis die Meisterschaft endlich unter Dach und Fach ist, zeigt irgendwie, dass zwar gut gearbeitet wird, aber dass es sich keinesfalls um eine Übermannschaft handelt.

Das ist nämlich der THW Kiel beim Handball.
Trotzdem, herzliche Glückwünsche nach München!

Mich freut ja auch, dass sich wenigstens die Chefin Süd freuen kann. Der also auch herzlichen Dings. Und der Susa auch, weil Ihre "einzig wahre Borussia" auch heuer wieder sehr viel relevanter ist, als, als, also als zum Beispiel mein einzig wahrer Verein für Bewustlosspielen.

Außerdem haben die eh alle mehr Ahnung von Fußball als ich. Sicher wundert sich niemand, dass ich von Beginn an Letzter in unserem kleinen internen Tippspiel bin. Wahrscheinlich darf ich eh nur deshalb mitmachen, weil die einen Letzten brauchen.


Und somit kommen wir zum Boeuf Bourguignon; davon habe ich auch keine Ahnung. Hatte zwar den Auftrag, eines zu machen, aber kein Rezept. Insofern gab es:


Praktikanten-Boeuf:
(sechs bis acht Portionen)
1,5 kg Rinderwade und etwa 5 cm große Würfel geschnitten
1 Suppengemüse
2 Zwiebeln
1 EL Mehl
150 gr gerauchter Bauchspeck, gewürfelt
400 gr Champignons
500 gr. Möhren
500 gr. Schalotten
4 Lauchzwiebeln
Butter
Zucker
Salz
Pfeffer

Marinade:
1,5 l Burgunder
50ml Grappa
8 Pfefferkörner
4 Pimentkörner
1/4 Stange Zimt
4 frische Lorbeerblätter
1 Knoblauchzehe
4 Zwiebeln
zwei Wacholderbeeren

  • für die Marinade die Gewürze und Knoblauch andrücken
  • Lorbeerblätter "aufbrechen" 
  • Zwiebeln in Spalten schneiden
  • alles mit Flüssigkeit und Fleisch mischen und über Nacht marinieren.
  • Suppengemüse grob würfeln
  • Zwiebel in Spalten schneiden
  • Fleisch aus der Marinade nehmen und trocken tupfen
  • Alles portionsweise anbraten
  • Marinade angießen und das Ganz kurz aufkochen.
  • das Ganze für 5 Stunden bei 80 ° in den Backofen. Okay, es geht natürlich auch bei 150° in 2 - 2,5 Stunden, aber wenn man eh Zeit hat...
  • Fleisch herausnehmen
  • Eine braune Mehlschwitze ansetzen mit der  abgesiebten Marinade ablöschen und das Ganze mindestens 20 Minuten einkochen. Fleisch solange warm halten
  • derweil die geschälten Schalotten in einem Topf leicht anbraten, mit einem Hauch Zucker karamellisieren, einen Schuss Wasser dazu geben, Deckel drauf und bei geringer Temperatur weich garen.
  • Speck, Champignon und Möhren separat anbraten. 
  • Sauce abschmecken
  • Fleisch mit etwas Pfeffer und Salzflocken würzen
  • Etwas Sauce auf den Teller geben (Rest separat reichen),  
  • Champignons, Schalotten, Speck und Möhren mit anrichten.
  • und mit fein geschnittenen Ringen vom den Lauchzwiebeln bestreuen.
In Würdigung des üblichen deutschen Fußballmeisters passen da auch Knödel dazu. Den Wein nehmen wir dann aber lieber vom Kaiserstuhl. Ein "einfacher" Spätburgunder von Salwey, 2011 hat sehr gut gepasst.

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